Nachdem Miguel de Cervantes bereits einige Posts zuvor hingerichtet wurde, fand ich es an der Zeit die wahre Geschichte von de Cervantes unfreiwilligen Ableben zu erzählen. Eines vorneweg, Miguel de Cervantes wurde kein Opfer der Behörden - er erlag einer Verkettung tragischer und nicht aufhaltbarer Ereignisse.
Es begab sich nämlich in Wahrheit folgendermaßen, dass Miguel de Cervantes mit ein paar Freunden ausging - nichts Besonderes, nur das Eine oder Andere Bier nach vollendeten Tagwerk. Für diesen Zweck suchte de Cervantes eine lokale Bar auf und am Anfang ging alles gut. Miguel und auch seine Begleiter freuten sich ihres Lebens, genossen die Atmosphäre in ihrer Arbeiterbar, ja, sie spielten sogar mehrere Runden Tischfussball ohne sich ob des Resultates und unfairer Spielweise des jeweiligen Gegenübers in die Haare zu kriegen. Bis...ja bis... ich wage es kaum auszusprechen denn die folgenden Ereignisse waren so tragisch und komisch zugleich, dass man sie getrost als surreal bezeichnen könnte.
Es war ein junges Pärchen das die Szenerie betrat - jung und verliebt, eine komisch alberne Mischung, aber noch nichts aussergewöhnliches. Das alte Lied eben, sie, hyperaktiv und voller Redezwang, er, reichlich überfordert und knapp am verzweifeln da sie ihn nie zu Wort kommen ließ und er dadurch meinte, seine Chancen auf eine gelungene Beendigung dieses Abends verzichten zu müssen. Leicht amüsiert folgten Miguel de Cervantes und seine Begleiter dieser komisch/tragischen Szenerie, diesen Dramen die sich nur einen Tisch entfernt des ihren abspielten. Nach fünf Minuten des beiläufigen hinhörens (und sie war nicht zu überhören) kannte Miguel bereits ihren gesamten Lebenslauf, ihre familiäre Situation (ihre kleine Schwester schien ja wirklich ein garstiges Wesen zu sein) und ihre kleinen Jobprobleme (und wenn wir ehrlich sind, es ist ja immer dasselbe: dein Chef ist ein komplettes Arschloch und alle Arbeitskollegen sind unfähige, bösartige und ganz und gar nur auf deinen persönlichen Schaden ausgerichtete fiese Kobolde mit tiefen Augenringen und greifernden Blick). Während Miguel und seine Freunde neben ihren eigenen Gespräch (natürlich, es ging um Fussball) noch dem Drama am Nebentisch folgten geschah jedoch etwas unglaubliches in Miguel - er weigerte sich weiter diese Stories des Nebentisches mitanzuhören. Irgendetwas in seinem tiefsten Inneren verabscheute auf einmal dieses Nebenbei-belauschen - nein, er wollte nicht mehr die Lebenssituation von ihr, ihre Jobsituation und schon gar nicht Geschichten ihrer bösartigen kleinen Schwester (wahrscheinlich auch eine Arbeitskollegin von ihr) hören. Nein, aus und Schluss! Er weigerte sich auch den Anblick dieses mitleiderregenden und immer verzweifelter aussehenden Begleiters von ihr noch länger zu ertragen.
Mit einem gekonnten Sprung setzte er sich, über den Thresen hinweg, vom bisherigen Sitzplatz ab, kämpfte sich munter am Koch durch die Küche hindurch und wäre schon fast bei der Hintertüre hinaus gewesen wenn nicht auf einmal...
... er rutschte aus, knapp an der heißen Kochplatte vorbei, mit todesverachtender Geschwindigkeit den Spagetthinudeln entgegen vor denen er sich mit einem gekonnten Ausweichmanöver rettete immer weiterschlitternd der Hintertüre entgegen - der Freiheit. Aber dieser rote Wollfaden...
... ich wage es ja kaum auszusprechen doch de Cervantes geriet mit dem Halse zu nahe an diesen roten Wollfaden (was macht ein Wollfaden in einer Küche?) der sich allsbald als Schlinge um ihn legte und ihn zu erhängen drohte - doch er riß gerade noch rechtzeitig (habt ihr wirklich geglaubt man könnte sich an einen Wollfaden erhängen?) ab und so kam auch de Cervantes wieder zum Stillstand.
"Das ist ja lächerlich" dachte er sich nun, verschwand wieder aus der Küche, die Flüche und Verwünschungen des Koches ignorierend. Er war ja kein kleines Kind, dass vor unliebsamen Begnungen zu flüchten hatte. So wieder einigermaßen gesammelt beschloss er erstmals die Toilette aufzusuchen den solche Dinge pflegen Menschen wie de Cervantes eben zu machen. Er spielte noch kurz mit dem Gedanken, sich selbst die Toilette runterzuspülen doch nach kurzem Größenvergleich des Abflussrohres mit seiner Gestalt sah er ein, dass dies erstens nicht möglich und zweitens nicht zielführend wäre. Der Abend konnte also so fröhlich wie er begann weitergeführt werden und irgendwann erwachte de Cervantes auch wieder von diesem komischen Traum der völlig sinnlos und sinnentleert auf ihn in der Nacht einfiel. Er lachte kurz beim Aufstehen darüber, was man nicht alles als Albtraum bezeichnen konnte - schrieb einen kritischen Artikel zum Thema "Absolutismus und Oligarchie in den modernen Demokratien - Herrschaft des Kapitals" ging raus um wie gewohnt ein paar Kilometer zu joggen und wurde hingerichtet.
Ja, ich habe schon wieder gelogen, de Cervantes wurde wirklich hingerichtet von den Behörden bzw. den Konzernen und ihren Schergen. Alles aus dem ein paar Posts zuvor erschienen Artikel "Nachruf auf Miguel de Cervantes" ist und war nichts als die reine Wahrheit - doch nun wissen wir wenigstens, was de Cervantes in der Nacht vor seinem Tode träumt.
...Kopfschuss - das war kein Selbstmord das war Mord. Miguel de Cervantes mit einer Kugel im Kopf, am hellichten Tag erschossen, Leute haben es gesehen. Kopfschuss - das war kein Selbstmord das war Mord. Kopfschuss - ihr habt gelogen seit den ersten Wort. Kopfschuss - und ich glaube euch kein Wort... Anyway - its just a funny story...
Freitag, März 25, 2005
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