Wieder einmal erreichte unsere Redaktion ein Brief von Miguel de Cervantes, sie wissen schon, jener Typ der auf Grund seines kritischen Artikels "Absolutismus und Oligarchie in den modernen Demokratien - Herrschaft des Kapitals" am hellichten Tage mittels Kopfschuss hingerichtet wurde, aus dem Garten Eden. Eigentlich wollten wir mit de Cervantes gar nichts mehr zu tun haben, nachdem er in seinem letzten Brief so respektlos dem heiligen Frühling gegenüber gewesen war jedoch konnte uns sein tragischer Hilferuf überzeugen, ihm noch eine 2. Chance zu geben. Hier der ungekürzte Brief von de Cervantes:
"Hi Folks,
mir geht es gut, wie geht es euch? Nein, verdammt, mir geht es gar nicht mehr gut. Der Garten Eden stinkt seit neuesten. Der Big Boss ist zu von seinem Wellness-Urlaub zurückgekehrt und Petrus, diese Petze, hat natürlich alles sofort verraten. Von den Saufgelagen und Parties, von der Einführung der freien Liebe und natürlich auch, dass Emiliano Zapata, Augusto Sandino und ich immer mal wieder Ernesto "Che" Guevara zum Spass ein Wenig verprügeln würden. Das schreit nach Rache - irgendwann erwischen wir Petrus schon noch und dann werden wir ihn mit Bowlingkugeln bewerfen, das hat er verdient.
Naja, jetzt leben wir halt drogenmäßig und sexuell gesehen wieder völlig abstinent und auch Ernesto vermisst seine tägliche Tracht Prügel schon sehr. Doch das wirklich Schlimme hier oben ist, dass der Big Boss nach seinem Wellness-Urlaub zum Turbokapitalisten mutiert ist. Seit neuesten müssen wir arbeiten!!! Versteht da einer noch das Paradies - die lassen jetzt sogar Verstorbene arbeiten. Grauenhaft! Und mich hat es natürlich wieder voll erwischt. Ich wurde dazu eingeteilt sämtliche irdische "Sex and the City" - Folgen mit himmlischen Schauspielern nachzudrehen und glaubt mir, das irdische "Sex and the City" ist schon hart und quälend aber "Sex and the Heaven" schlägt der Krone nun wirklich alle Zacken raus. Aber natürlich, so ist das nun einmal, zuerst werde ich auf Erden am hellichten Tag hingerichtet und nun muss ich den Regisseur und Hampelmann für "Sex and the Heaven" spielen. Als ich noch lebte erwähnte jammerte ich oft scherzeshalber "Ich habe mein ganzes Leben lang nur Pech", doch das sich dies im Tod so stark bewahrheiten würde hätte ich mir in meinen kühnsten Alpträumen nicht erträumen lassen.
Doch ich werde mich rächen - ich werde versteckte und unterschwellige Botschaften in der Hintergrundmusik von "Sex and the Heaven" integrieren die im Unterbewusstsein wahrgenommen werden wie z. B. "Bewerft Petrus mit Bowlingkugeln", "Der Big Boss ist ein Poser" oder "Ey Mann, wo ist das ganze Bier geblieben". Dann werden wir schon sehen wie lange der Big Boss seinen Turbokapitalismus gepaart mit Null-Spass-Toleranz noch durchdrücken kann. Zuletzt werde ich lachen oder zumindest meinen Job verlieren. Arbeiten in Eden, gibt es etwas dämlicheres?
Und bevor ich es vergesse soll ich euch von Johannes dem Säufer ausrichten, dass er nun wahrhaftig und tatsächlich mit Attila die anonymen himmlischen Alkoholiker besucht, seinen Job als himmlischer Postbote hat er aber trotzdem verloren. Doch nun ist er Pantomime und Töpferer geworden und es scheint ihm zu gefallen.
Also Leute, auf ein Nächstes und viel Erfolg und Spass auf Erden.
Euer
Miguel de Cervantes"
Uns fällt dazu nicht mehr viel ein. Auch die Redaktion ist bestürzt dass nun der Kapitalismus auch schon im Garten Eden Einzug gehalten hat. Wir sind fast sprachlos und können nur mehr anmerken: Ich würde auch nicht mehr sagen that the kids are allright even if they just might be - und mit dem Paradies verhält es sich wohl ebenso. Doch nur Mut de Cervantes, du wirst auch "Sex and the Heaven" überstehen.
ps: heute starben mindestens 10.000 Kinder in Folge von Unterernährung
Mittwoch, April 06, 2005
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