Donnerstag, Mai 12, 2005

Irrtümer globalen Ausmaßes

Ich denke es ist an der Zeit, so manche Irrtümer die noch immer in den Köpfen der Menschen herumgeistern, klarzustellen.

Der erste Irrtum ist die fälschliche Annahme, dass es sich bei der römisch-katholischen Kirche um eine Glaubensgemeinschaft handelt. Eines vorneweg, Glaube und Religion sind zwei paar Schuhe. Glaube ist wie der Name schon sagt der Glaube an jemanden oder irgendetwas, Religion ist ein Institut der Macht. Und die römisch-katholische Kirche?
Sie ist wohl die Institution der Macht aber eigentlich stimmt das auch nicht. Die römisch-katholische Kirche ist ein florierendes Versicherungsunternehmen. Sie verkauft- ja, sie wissen es vermutlich schon - das ewige Leben. Besser könnte man doch das Sicherheitsstreben des Menschen nicht ausnützen. Man bezahlt seine Kirchenabgaben, betet ein bisschen mit und schließlich und endlich kann man hoffen, dank seiner Mitgliedschaft in dieser Vereinigung (bzw. dem Bezahlen der Versicherungspolizze in Form des Kirchenbeitrages) sein Freihfahrtticket in den himmlischen Garten Eden zu erhalten. Nicht Katholiken kommen demnach nicht in das Paradies - sie können das Ticket nicht vorweisen und werden so von Petrus an der Himmelspforte abgewiesen. Klingt ein bisschen dämlich, oder? Aber genau so verhält es sich mit der römisch-katholischen Kirche. So einen Blödsinn erzählen sie und sie haben auf ihre Weise sogar recht. Gibt es ein Unternehmen mit ähnlich hoher Rendite als die Kirche? Wohl schwerlich und all dies erreichen sie durch ihr imaginäres Produkt "Ewiges Leben" - nicht blöd, diese Lenker der katholischen Kirche.

Ein weiterer Irrtum ist, dass man in einem demokratischen System oder besser gesagt, in der freien Marktwirtschaft alles erreichen kann, was man will. Stimmt nicht - ich habe mir die Mühe gemacht und mir einen Artikel über die 100 reichsten Österreicher zu Gemüte geführt. Und siehe da - über 90 % davon haben ihren Reichtum nicht selbst geschaffen sondern geerbt. Ja, das sind diese omminösen Kapitalisten von denen man nicht einmal oft in der Zeitung liest. Sie leben unerkannt und dennoch gehört ihnen das halbe Land. Irgendwie unfair, haben sie nicht auch geglaubt, dass sie kraft ihres Willens und ihres Einsatzes auch einmal zu Wohlstand kommen könnten? Natürlich haben sie das geglaubt, ich hab es ja auch geglaubt aber lassen sie sich gesagt sein: die freie Marktwirtschaft begünstigt die reichen Menschen und macht sie noch reicher und sie, sie armer Schlucker, sie sorgen für diesen Reichtum der reichen Menschen. Und als Dank werden sie eines Tages ihren Job verlieren. Stinkt doch gewaltig zum Himmel aber ohne ein Wenig Marxismus in der westlichen Welt wird dies der Lauf der Dinge sein.

Gehen wir nun auf Irrtümer des Alltagslebens über und behandeln wir ein spezielles Phänomen. Der Individualismus. Ja, wir sind schon feine Idealisten. Wie unique und independent wir doch sind. Heutzutage gilt man schon als Individualist wenn man eine als "Alternativ" getarnte Popmusik (z. B. die "Sportfreunde Stiller" oder die ach so tollen "Wir sind Helden") hört. Dazu noch Jeans und ein Shirt von H&M und schon ist die Sache erledigt. Man ist Individualist und wenn man wirklich hardcore ist, dann "customized" man seine Klamotten noch (dies bedeutet: man zerschnippelt seine Kleidung oder bringt einen Sticker an). Aber halt - warten sie kurz, ich glaube da ist ein Feher drin. Diese Alternativ-Musik wird doch von der großen Musikindustrie hervorgebracht, in riesigen Auflagen und Konzerte finden vor großen Massen statt. Wie nun, gibt es das wirklich, sind die alle auf diesen Konzerten Individualisten? Schwere Frage aber wenn man dazu noch den Kleidungsstil (kann durchaus auch einen gewissen Hippie-touch haben, ist ja auch chic) betrachtet und die Läden in denen diese Kleidungsstücke erworben werden... Oje, da ist nichts mehr von Individualismus zu finden. Tut mir leid, aber Individualismus ist etwas anderes - am besten ihr werdet Kollektivisten, so etwas gibt es heute kaum noch und damit würdet ihr wieder individuell sein.

Es tut mir leid - schon wieder bin ich garstig und überhaupt nicht nett zum Mainstream. Darum verlassen wir nun diesen ganzen Polit- und Machtmüll und wenden uns einer wirklich interessanten Thematik zu. Haben sie auch gehört, dass Frauen auf humorvolle, intelligente, höfliche, risikofreudige und gutaussehende Männer stehen? Ja, so hab ich das auch gehört. Aber ich glaube das nicht wirklich. Denn wenn dem so wäre stellt sich folgende Frage: Ich bin humorvoll (haben sie die Artikel auf dieser Weblog gelesen - im interpersonellen Gespräch bin ich sogar noch witziger) aber mein Humor hat mir noch nie viel gebracht. Hmmm, intelligent ist ja auch wieder so ein Schlagwort. Ich bin intelligent - ein paar online IQ-Tests brachten durchwegs Ergebnisse zwischen 130 und 140 IQ Punkten - aber ich denke nicht, dass meine kritischen Anmerkungen oder meine schnelle Auffassungsgabe mir jemals wirklich einen großen Dienst bei der Frauenwelt erwiesen haben. Höflich bin ich ja auch, beizeiten, ich wurde ja zu einem höflichen Menschen erzogen. Mag sein, dass dieser Punkt wirklich stimmt. Risikofreudig? Ja, das bin ich allemal. Um dies zu unterstreichen kann ich nur erwähnen, dass ich während der gesamten BSE-Krise VERSTÄRKT Rindfleisch verspeiste, obwohl ich Rindfleisch eigentlich nicht mag. Ich tat dies als Zeichen meiner Risikobereitschaft. Noch nicht überzeugt? Dann stellen sie sich folgende todesverachtende Aktion vor: Während eines Festivalauftritts der "Sportfreunde Stiller" rief ich unverholen, umringt von einer Meute zahnspangentragender Spätpubertierender ein lautes "Weg mit der Pop-Scheisse!" - haben sie eine Ahnung was ich dann zu hören bekam und wäre ich nicht geflüchtet, so hätte sich wahrscheinlich ein wütender Mob gebildet um mich zu lynchen (so schnell werden unsere Freunde des "Alternativ-Sektors" nämlich aggressiv - erschreckend). Also sind wir uns einig, risikofreudig bin ich auf jeden Fall. Der letzte Punkt mit dem "Gutaussehend" ist jetzt vielleicht schwer um ihn auf sich selbst auszulegen. Aber soviel dazu, mein BMI bewegt sich im idealen Bereich, ich habe eine hervorragende Zahnstellung, bin etwas größer als der Durchschnittsösterreicher und lächle sehr gerne und oft also bin ich eine doch mehr oder weniger herzeigbare Erscheinung. Also erfülle ich alle Kriterien und wenn ich es recht überlege und genauer nachdenke stimmt das Vorurteil "Frauen wollen humorvolle, intelligente, höfliche, risikofreudige und gutaussehende Männer" eigentlich doch; und das ist gut so, denn ansonsten wäre mein Leben sich um einiges langweiliger.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

wieder einmal hat der autor den nagel auf den kopf getroffen. klar, prägnant und mit perfektem stil bringt er alles zum ausdruck.

die welt wird durch seine beiträge bereichert!

Miguel de Cervantes hat gesagt…

Thanx - auch wenn ich zugeben muss, dass ich diesem poster zu seiner migueldecervantes - verherrlichungsmeldung bestechen musste :)

Anonym hat gesagt…

Wie kann man nur so gemein zu den Sportis sein - eigentlich solltest dich schämen!!! grrrrrr

Miguel de Cervantes hat gesagt…

Ich schäme mich ja auch und gelobe hiermit hoch und heilig, nie, nie mehr böse über die Sportis zu tippseln. Großes Blogger-Ehrenwort :)