Ich habe die traurige Aufgabe den Tod eines Rebellen zu vermelden. Dieser tote Rebell ist niemand geringerer als... ich selbst. Verdammt, ja, ist das nicht irgendwie komisch, da verkündet wer seinen eigenen Tod! Aber mal langsam und von vorne. Es geht hierbei ja nicht um den physischen oder psychischen Tod - einzig und allein die Rebellion ist verstorben.
Nun ist der Autor dieser Zeilen ja ein großer Fan diverser Revolutionen (z. B. gegen Globalisierung und hau-drauf Kapitalismus oder die gemeinen Nacktschnecken die Unmengen an Salaten fressen) und deshalb müssen wir diesen Tod der Rebellion genauer definieren.
Es ist die "mir-ist-wurscht-was-ich-anziehe" Rebellion in der der Autor dieser Zeilen seit geraumer Zeit versuchte sich sowohl modischen als auch gesellschaftlichen Trends zu entziehen. Ganz nach alter "free your mind" Attitüde oder wie er es ausdrückt, ganz nach seiner "leave us alone" Sozialisierung Mitte und Ende der 90er Jahre, begründet mit Crossover, Punkrock, zerschliessenen Jeans, kurzärmligen Holzfällerhemden, Skateramps und Aufschürfungen die man sich bei den sicherheitstechnisch mehr als bedenklichen Half Pipes holte.
Doch damn, die 90er sind vorbei und nun hat diese Welle des "ich-brauche-einen-eigenen-Style" auch mich erfasst. Nein, es ist nicht dieses metrosexuelle Gehopse in den Einkaufszentren bei New Yorker oder H & M dem ich mich unterworfen habe. Solche Unternehmen erreichen mich nicht mit ihrer Werbung oder Persuasion. Dagegen bin ich nun mehr als immun. Es war eine völlig andere Sparte der Bekleidungsindustrie. Die Sportbekleidungsindustrie.
Es begann alles mit dem stetigen Tragen von Sneakers (ist ja auch noch auf alte "leave us alone" Zeiten zurückzuführen) was schon in die Richtung funktionaler Bekleidung ging, wenn wir Schuhe und deren "Skateboard-Konvergenz" als funktional bezeichnen wollen. Weiter ging es mit immer neuen Bekleidungsstücken die alle irgendwie multifunktional waren. Ein Sporthemd, Baggypants mit unendlich vielen Seitentaschen die auch für eine Bergtour geeignet sind in Verbindung eines neuen Schlafsackes und und und...
Es packte mich langsam und schleichend doch heute kann ich es nicht mehr verbergen - ich wurde zum Sportartikel- und Sportbekleidungsvictim. Es beginnt bei den adidas-sneakers und geht bis zur giftknallgelben McKinley Bergjacke mit passendem McKinley Bergrucksack - alles natürlich multifunktional. Es ist ein Graus, ich laufe herum wie ein Werbeplakat für Intersport Eybl und bekomme dies nicht einmal bezahlt - und zu allem Überdruss passen alle Einzelkomponenten zusammen. Wo ist bloß das chaotische geblieben?
Aber dadurch lernte ich auch. Nicht jede Rebellion ist von Erfolg gekrönt. Wir können zwar die Gesellschaft umbauen, liberaler, gerechter, fairer, toleranter... werden, aber der Bekleidungsindustrie entgehen wir nicht - keiner von uns. Revolution zwecklos.
Donnerstag, Juni 09, 2005
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2 Kommentare:
Aha, ein bisschen Schleichwerbung und Produkt placement?
Ja, du hast mich ertappt, ich bin im Bunde mit den dunklen Mächten der Sportbekleidungsindustrie :)
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