Montag, Juli 18, 2005

Interview mit de Cervantes

Reporter: "Miguel de Cervantes, Sie sind ja ein aufstrebender Nachwuchsautor, was war ihre anfängliche Motivation um mit dem Schreiben zu beginnen?"
Miguel: "Ehrliche Antwort?"
Reporter: "Ich bitte darum."
Miguel: " Gar nicht so leicht zu sagen, ich denke halt, dass es besser ist Satire zu schreiben als Satire zu leben. War das jetzt zu philosophisch?"
Reporter: "Das kann ja der Leser beurteilen (lacht leicht und künstlich). Nächste Frage: Was war in Ihrem Leben die größte Niederlage?"
Miguel: "Hey, Stopp, können wir nicht langsam beginnen, mit manchen Dingen im Leben hat man sich eben abzufinden. Aber wenn ich genau nachdenke liegt mir ein verlorenes Billard-Spiel von vor drei Jahren noch wirklich schwer im Magen - also ja, dieses verlorene Billiard-Spiel war wirklich meine größte Niederlage (Anm.: besagtes Billiardspiel fand gegen einen armlosen Kontrahenten statt).
Reporter: "Zurück zum Philosophischen, was ist Ihrer Meinung nach der Sinn des Lebens?"
Miguel: "Der Sinn des Lebens? Zu Leben denke ich. Ich sehe das folgendermaßen: manche Menschen stehen in der Früh auf und gehen abends schlafen und genauso leben sie auch Ihr Leben, sie werden eines Tages geboren und irgendwann sterben Sie. Aber wirklich leben tun sie nicht, das gelingt wahrscheinlich nur den wenigsten weil man so etwas wie leben im Leben auch nicht kaufen, finden oder suchen kann. Das beste Beispiel hierfür sind ja wohl Geld-Junkies die wirklich materiell alles haben, trotzdem unglücklich sind und danach wiederum Unsummen für irgendwelche Work-Shops oder teure Reisen zur Erleuchtung rauswerfen, solche Typen sind doch einfach nur mehr arm, wenn man mit dem hier und jetzt nicht glücklich werden kann, dann hilft einem die "Flucht" nach Absurdistan auch nicht weiter.
Reporter: "Okay, kommen wir zu etwas persönlichem, der Leser möchte ja sicher etwas über den Menschen de Cervantes erfahren."
Miguel: "Gern, was wollen Sie wissen?"
Reporter: "Was mögen andere Leute Ihrer Meinung nach an Ihnen?"
Miguel: "Die Frage müsste eigentlich lauten, was mögen andere Leute an Ihnen NICHT denn hierbei wäre die Liste sicher bedeutend kürzer, aber wenn wir schon dabei bin, dann kann ich Ihnen ja eine kleine Auflistung meiner liebenswerten Eigenschaften geben.
1. mein unheimlich charmantes Wesen
2. meine irrsinnig witzige Art und Weise bestimmte Dinge zu sehen
3. mein Einsatz für die Ärmsten der Gesellschaft
4. meine Gutmütigkeit die den Dalai Lama bei weitem übertrifft
5. meine gänzlich selbstlose Art anderen zu helfen
6. meine ruhigen und besonnen Ratschläge
7. mein blendend gutes Aussehen
8. und um diese Kurzliste zu beenden, ich könnte sie ja ewig weiterführen, meine perfekte und toll ausgeprägte SELBSTEINSCHÄTZUNGSGABE
Reporter: "Miguel, sind Sie größenwahnsinnig?"
Miguel: "Nein, aber Sie können mich dennoch zum Weltherrscher wählen, sollte einmal eine solche Wahl anstehen! Gegenfrage: Wen würden Sie lieber als Weltherrscher sehen: Bill Gates, George W. Bush, irgendsoeinen China-Apparatschik oder mich?" (nun lächelt de Cervantes und macht ein unheimlich schlaues Gesicht)
Reporter: "Das fasse ich als rethorische Frage auf doch fahren wir einfach fort. Was bedeutet für Sie Freundschaft?"
Miguel: "Das kann ich gar nicht sagen. Es gibt hierzu sicherlich wissenschaftliche Ausarbeitungen aber ich mache mir über Themen wie Freundschaft keine Gedanken, es genügt ja wohl, dass es sie gibt. Gedanken kann man sich über eine Einkaufsliste oder die Fussballergebnisse der aktuellen Runde machen, wirklich wichtige Dinge sind nicht dazu geschaffen durchdacht zu werden."
Reporter: "Was bedeutet für Sie Liebe?"
Miguel: "Dabei gilt dasselbe wie in der vorigen Frage, nur mit zehnfacher Verstärkung."
Reporter: "Das war ja nun wieder sehr aufschlussreich. Haben Sie einen Ratschlag wie die Leser ihr Leben meistern sollten?"
Miguel: "Ich kann da jetzt mit so Allgemeinplätzen wie Respekt vor anderen, die Befolgung der 10 Gebote und dergleichen kommen. Solche Dinge sind schon richtig aber im Endeffekt habe ich keinen Ratschlag hierzu für irgendjemanden - immerhin sehe ich nicht aus wie Gott, rede nicht wie Gott, handle nicht wie Gott und zu guter Letzt bin ich ganz sicher nicht Gott, da bin ich mir absolut sicher."
Reporter: "Sie reden von Gott, sind Sie gläubig?"
Miguel: "Gläubig ist eine schwere Frage. Ob ich an Gott glaube - ich denke zeitweise mache ich das. Ich finde das sogar der Glaube an Gott rational ist wenn man bedenkt, dass viele Menschen an Geld und dergleichen glauben - ja, dann kann man auch an Gott glauben - zumindest zeitweise wie ich schon erwähnt habe. Aber fragen Sie mich bitte nicht über meine Meinung über Religionen denn hierbei halte ich es wie Karl Marx: Opium fürs Volk!"
Reporter: "Okay, Sie haben damit ja die Frage die ich nicht stellen sollte schon beantwortet. Wo stehen Sie eigentlich politisch?"
Miguel: "Wollen Sie jetzt ein "Rechts" oder "Links" hören?"
Reporter: "Ja, ich bitte darum!"
Miguel: Nach diesen Kriterien wohl weit "Links" der Mitte aber ich würde die gesamte Thematik nicht rein politisch sehen, meiner Meinung nach spielen bei solchen Klassifizierungen vor allem wirtschaftliche und gesellschaftliche Faktoren eine riesengroße Rolle."
Reporter: "Sind Sie als Satiriker grundsätzlich ein lustiger Mensch?"
Miguel: "Ja klar, in der Freizeit renne ich nur mehr im Clownkostüm herum, schneide Grimassen, erzähle absurde Stories, schlage Räder und haue mir selbst auf die Nase. Aber bitte, was sollte diese Frage? Man fragt ja auch keinen Schauspieler ob er grundsätzlich ein Faker ist oder einen Tankwart ob er gerne Flüssigkeiten irgendwo einfüllt. Mein Humor ist vielleicht ein bisschen ausgeprägter und oftmals mit einem leichten Touch von schwarzen Humor umgeben aber nur weil ich satirische Geschichten schreibe, hebt mich dies auch nicht von anderen ab. Ich finde auch die "Golden Girls" ziemlich komisch - soviel zur Qualität meines Humors.
Reporter: "Nun zu etwas weniger ernstem, was würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?"
Miguel: "Ich mag diese Frage, wahrscheinlich ein seetaugliches Boot, denn wer hat schon Bock darauf ewig auf einer einsamen Insel abzuhängen. So eine halbe Woche oder so wäre es sicher mal witzig sich von Kokosnüßen zu ernähren aber über längere Dauer würde mir das sicher zu langweilig werden."
Reporter: "Was sind Ihre nächsten großen Ziele in Ihrem Leben?"
Miguel: "Dieses Interview erfolgreich hinter mich bringen, eine Lasagne kochen und dann mit mindestens 12 Supermodels in den nächsten vier Wochen schlafen, was glauben Sie denn? Nein, aber mal im Ernst, ich habe keine Ziele, Träume sind mir wichtiger und führen meist zu den besten Zielen die sich aber erst während des träumens ergeben."
Reporter: "Was sind Ihre größten Schwächen?"
Miguel: "Mein Bike, ich kann es einfach nicht lassen daran herumzuschrauben und danach ausgedehnte Radtouren zu starten. Ganz egal ob auf der Straße oder im Gelände, ich trete überall wie ein besessener in die Pedale."
Reporter: "Haben Sie ein Vorbild?"
Miguel: "Nein, aber es gibt viele Leute an denen ich bestimmte Eigenschaften sehr bewundere."
Reporter: "Um zu einem Ende zu kommen: Würden sie nicht auch sagen, dass Sie nicht mehr glauben that the kids are allrigth even if they just might be?"
Miguel: "Absolut - ich kann nur zustimmen."
Reporter: "Ich bedanke mich für das Interview."


Miguel de Cervantes

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