Sonntag, Juli 17, 2005

Nur Pech

Ich kann es nicht mehr leugnen, ich kann es nicht mehr verdrängen. Ich bin leider der geborene Pechvogel. Diese Erkenntnis traf mich vor genau einer halben Stunde und seit dieser Zeit versuche ich zu ergründen, woher dieses Pech kommt. Aber was ist dieses Pech eigentlich bzw. wie äußert es sich.

Grundsätzlich - jedes Mal wenn ich arbeite oder im Hörsaal sitze ist das schönste Wetter, wenn ich aber frei habe gießt es aus Strömen, es fängt plötzlich sogar im Mai zu schneien an und der eine oder andere Hochwasseralarm kam immer nur, ja sie können sich denken was jetzt kommt, während meiner Freizeit zum Vorschein. Ich weiß nicht womit ich das verdient habe. Gibt es einen Wettergott und wenn ja, was hat er gegen mich?

Aber das ist ja nicht das härteste stellen Sie sich vor - meine Freundin verließ mich. Jetzt kann man natürlich einwenden, dass wäre bei einem Neurotiker wie mir nichts ungewöhnliches aber ganz so einfach ist das nun auch wieder nicht. Sie wird Nonne - verdammt, ja, NONNE! Sie will ihr ganzes Leben ab nun Jesus widmen und legt sowas wie ein Zölibat ab und komische Pinguinklamotten an. Das ist ja wirklich das Letzte! Würde sie mich verlassen weil ich einfach ein Neurotiker oder Egoman bin, könnte ich damit umgehen, sogar ein anderer Typ wäre nicht so tragisch, Konkurrenz belebt das Leben und ich bin noch nichts und niemandem aus dem Weg gegangen. Aber Jesus? Wie sollte man gegen einen Typen konkurrieren der aus Wasser Wein macht, über Wasser geht und mal so mir nichts dir nichts ein paar Stunden an ein Kreuz genagelt abhängt - da gibt es für de Cervantes nichts mehr zu holen, ein Weiser sollte wissen wann er verloren hat.

Aber lassen wir Jesus und den Wettergott einmal beiseite und nähern wir uns den kleinen Dingen die das Pech ausmachen. Kaugummis - nett zum kauen aber warum muss ich in jeden Kaugummi der irgendwo am Boden festklebt reinlatschen worauf meine Schuhe eine wahre Kaugummispur hinterlassen? Und schuld an der Misere ist dann nicht der achtlose Kaugummi-Wegspuker, die Blicke der Verachtung kassiere ich, wenn ich mal wieder diese klebrige Masse über einen neuen Parkettboden verteile - nicht wenige Leute die mich eigentlich gut leiden konnten hassen mich nun deswegen.

Wie kann man nur über seine eigenen Füße stolpern? Ist das Ungeschicklichkeit oder steckt da mehr dahinter? Ich sage: es ist schlicht und ergreifend das Pech - eine unberechenbare Konstante die mich seit jeher verfolgt. Aber wissen Sie was mir jetzt klar wurde?

Es ist ja eigentlich auch egal wenn man vom Pech verfolgt wird - hauptsache man ist sich bewusst, dass man sowieso sein ganzes Leben lang nur Pech hat. Durch dieses Wissen habe ich nun einen ganz anderen Zugang zu meinem Pech erlangt - ich freue mich darüber, wenn ich Pech habe. Mein Leben wird niemals langweilig denn durch mein Pech ist es immer spannend. Ich weiß nämlich nur das mein Pech zuschlagen wird, wo und wann und vor allem wie es zuschlagen wird ist dann die Unbekannte in der Gleichung. Deshalb male ich mir freudig aus, wie es mich das nächste Mal erwischen könnte. Ein platter Reifen vielleicht, Konkurs des Unternehmens in dem ich in nächster Zeit in Form von Ferialarbeit tätig sein werde (und damit das Ausbleiben der Bezahlung), vielleicht bekomme ich auch über Nacht Haarausfall - egal was es ist, ich bin schon richtig aufgeregt und in freudiger Erwartung - Bitte Pech, spanne mich nicht länger auf die Folter, ich will doch einfach nur ein bisschen Pech haben.

Miguel de Cervantes

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Du armer, armer Pechvogel tust mir ja schon leid ;)