Montag, April 17, 2006

Drehbuch schreiben für Doofis

Es beginnt immer mit einer Idee. Oder einem Auslöser. Ist im Grunde das selbe. Doch wenn es soweit ist, dann beginnt der Schreiber zu schreiben. Er schreibt "Trikker" als Titel. Überlegt sich die Hauptfigur(en) und irgendwann, ehe er es sich versieht, sind auf einmal über 60 Seiten in fröhlicher Arial 12 Schrift fertig. Nur um dann festzustellen, dass das jetztige Produkt mit dem erstmals intendierten Werk nun gar nichts mehr gemein hat.

Das ernste Thriller-Genre-Buch wich einer Parodie eines Thrillers. Der Hauptdarsteller wird von einem ernst zu nehmenden Schriftsteller zu einem hinterlistigen, aber dennoch sympathischen Egomanen der allerhand (eher) harmlosen Unfug anstellt und die Message, sollte es sie jemals geben, ging schon nach Seite drei verloren.

So sitzt dann der Schreiber von "Trikker" am Bildschirm und liest, einigermaßen überrascht, einigermaßen belustigt sein bisher dagewesenes. Und doch, auch wenn man für den Anfang zufrieden sein könnte, die restlichen 160 Seiten runtertippseln würde... ja selbst dann wäre der Schreiber nicht zufrieden.

Wieder einmal eine Idee oder ein Auslöser. Ein simples, 2seitiges Dokument zum Schreiben von Drehbüchern. Vor einiger Zeit beiläufig gelesen. Und doch... zuerst scherzeshalber angedacht, nun tatsächlich begonnen. Warum "Trikker" nicht einfach mal in Drehbuchform schreiben? Immerhin lesen sich Drehbücher auch viel leichter. Liegt vielleicht an unserer Fernsehbesessenen Welt. Man beschreibt jede Szene, jede Gefühlslage, jeden Kontext einer Konversation und überlässt nichts den Zufall. Totale Kontrolle des Schreibers, totale Übersicht des Lesers. Der Niedergang der Literatur vielleicht... aber immerhin, ein guter Grund um "Trikker" erneut zu beginnen. Nun in Drehbuchform. Als Anleitung: 2 Seiten über Drehbücher. Drehbuch schreiben für Deppen.

"Club – laute Musik – viele Menschen

Ein Club in der Hauptstadt. Laute Musik. Viele junge Menschen. Tanzende Menschen. Anzugträger und Frauen in Cocktailkleidchen. Vorne an der Bühne sind zwei DJ´s die headbangend ihre Platten auflegen. Lichteffekte. Schwenk in eine Ecke des Clubs. Anzugträger und viel zu junges Mädchen schnupfen eine weiße Substanz. Schneller Schwenk der Szenerie, wackeliges Bild, Musik wird lauter, kreisende Bewegung. Bild pendelt sich ein. Zoomt zu jungem Mann in T-Shirt und Jeans. Fokus auf ihn. Musik wird leise, tritt in den Hintergrund. Nun Totale auf ihn, Hintergrund verschwommen.

ER (Voice over)

(zur Kamera blickend, listig lächelnd, ruhige Stimme)

Ja, mich wundert es auch hier zu sein. Ich hätte hier ja gar nichts verloren.

(lacht)

Aber nun bin ich hier. Ach, ihr kennt mich nicht? Darf ich mich

Vorstellen... Aber eigentlich müsstet ihr

mich kennen. Jeder kennt mich eigentlich.

(nachdenklich)

Nein, ich rede nicht immer mit mir selbst. Aber hey, wenn

schon mal eine Kamera auf mich gerichtet ist, dann nehme ich es

auch mit ihr auf. Kommt ja nicht zu häufig vor, dass ein Buch-

autor so viel Interesse auf sich ziehen kann. Seid ihr von den

Seitenblicken? Nein, ich sehe es schon, ihr seht viel zu abgefuckt

dafür aus. Wisst ihr eigentlich dass ihr die Einzigen hier seid,

ausser mir natürlich, die keine teuren Klamotten tragen?

Dialog wird unterbrochen. Frau, etwa 30, stößt ihn an und leert dabei ihr halbes Champagner-Glas auf seine Hose. Er verzieht das Gesicht. Die Frau starrt ihn erschrocken an.

FRAU

(sichtlich peinlich berührt)

Oh mein Gott. Das tut mir jetzt aber leid. Ehrlich, das war ein

Versehen.

ER

(leicht abwehrend)

Ähhh, kein Problem. Ich musste die Hose sowieso wieder mal waschen.

Wenn ichs mir recht überlege, dann könnten Sie auch noch das restliche

Glas über mein anderes Hosenbein leeren, damit kreiren wir einen

völlig neuen Kleidungsstil!

(nun sichtlich stolz über seine kleinen Scherzchen, Killerlächeln)"



gracias por estar ahì

Miguel de Cervantes

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