Mittwoch, Mai 17, 2006

EULAC Gipfel... und die Medien

Bunte Seiten bringen Hugo Chavez, schaurig, gruselig und abenteuerlich zugleich, den Papagei an der Hand. Evo Morales - welch mysteriöser Indio hat den "Thron" Perus erklommen? Wilde Geschichten über Revolutionäre, Enteignungen und dem Erstarken der indigenen Bevölkerung. Ist doch alles nur Infotainment!

Worum ging es bei diesem Gipfel eigentlich? Natürlich, mit ein wenig Suche in den Suchmaschinen des Internetzes könnte man schon die eine oder andere verwaschene Zielformulierung finden. Diese Suche würde auch gar nicht lange dauern... ein paar Minuten dürften genügen. Aber hat es Sinn, danach zu suchen? Bei einem Gipfel, der das Potential hätte, in seiner Tragweite das mediale Echo, fernab wildromantisch-schauriger Personalia, zu erzeugen?

So durfte der geneigte Gebührenzahler des öffentlich-rechtlichen Schwarzfunkes das kleine Männchen beim Fussball spielen bewundern, wenn man dieses alberne gekicke überhaupt als Fussball bezeichnen kann. Durchaus legitim für einen TV-Sender wie ATVplus, doch ist ein solcher Beitrag wirklich im Sinne der Informationsfunktion des öffentlich-rechtlichen Schwarzfunkes? Auch wenn man sich über die Arschlandung des kleinen Männleins freuen kann, es bleibt der schale Geschmack, dass so etwas bei der Berichterstattung über ein Polylaterales Gipfeltreffen nichts zu suchen hat. Wenn das kleine Männlein wenigstens auf den Kopf gefallen wäre...

... doch eigentlich kann man über dieses Infotainment noch froh sein, schont es doch die Nerven. Denn in anderen Beiträgen konnte man erspähen, wie rückständig die "Führer" Europas doch sind, allen voran ihr Semester-Oberchef... unser kleines Männlein.

In bester Kolonialherrscher Manier wird den "bösen Buben" Lateinamerikas erklärt, sie sollten doch bitte keine Investoren abschrecken. Und Enteignungen? Nein, das geht schon gar nicht. Die gottgegebenen Interesse der Konzerne müssen gewahrt bleiben. Wenigstens eine ordentliche Abfindung müsse bezahlt werden. Der Pink Floyd Fan würde bei solch einem Gehabe in Richtung des Lehrmeisters Europa ein lautes "hey, teacher, leave the kids alone" rufen. Doch dies wäre insofern nicht Richtig, da die "kids" keine "kids" mehr sind.

Fernab unserer Berichterstattung regt sich am südlichen Kontinent eine Bewegung, die durch das Volk getragen wird, da das Volk durch sie profitiert. Die reinste und einfachste, wenn nicht die älteste Form der Verteilung wird (zumindest in Ansätzen) durchgeführt. Nationale Ressourcen sollen der Nation und damit ihrer Bevölkerung dienen. Welcher Mensch könnte dagegen was haben? Der Sozialist sicher nicht, der Kommunist genausowenig... ja, sogar ein christlich-sozialer Mensch müsste bei dieser (halbwegs) gerechten Teilung des natürlichen Wohlstandes jubeln anstatt zu belehren. Aber was machen diese europäischen Heuchler? Sie belehren jemanden, der die Schulbank nach Jahrhunderten endlich verlassen wird.

Ego-Show des kleinen Männleins, peinliche Belehrungen und Kolonialstilauftritte, schaurige Geschichte - das ist es, was übrig blieb vom Gipfel.

gracias por estar ahì

Miguel de Cervantes

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