Manchmal muss man sich selbst sagen: "Lean back, die Welt dreht sich um mich, oder ich um die Welt. Die Welt ist kugelrund - egal obs jemandem gefällt!". Denn würde man sich über zu viele Dinge des Lebens aufregen, vor allem über seine Mitmenschen, würde man schnell in jene Situation kommen, die mit einem roten Kopf beginnt und über eine dieser fiesen Herz-Kreislaufkrankheiten zu Witwen und Waisen führt.
Dem geübten Österreicher kann es etwa passieren, dass er, wenn er eine Kreuzung mit Ampel überqueren will, auf einmal einen fiesen:" He du, stopp! Des geht ned!" Schrei hört. Kurzer Blick nach Rechts. Na super, ein Polizist mit Fotoapparat. Höflich wie immer antwortet man: "Versteckte Kamera, oder?" "Na, i muas do Fotos mochn!". "Fotos mochn eh de Touris scho gnuag. I muas do jetzt rüber... vü spass no." "Na, des geht jetzt ned. Polizeiliche Anordnung - du konnst ma ned ins Bild stapfn. Dauert eh nur fünf Minuten." "Irre... per du samma eigentlich ned, oba weilst es du bist... oiso habe die Ehre... i geh jetzt rüber - mir wuarscht, ob i do irgendwem stör!" Danach am besten die Headphones des MP3 Players ins Ohr stecken - Sie wollen doch nicht ewig mit diesem, offensichtlich etwas verwirrten, Polizisten weiterdiskutieren.
Aber der irre Polizist (setzt ihn bitte nicht bei Demos ein - das würde sicherlich in die Hose gehen) ist ja noch harmlos. Vielleicht war er ja wirklich von der versteckten Kamera. Wirklich aufregen KÖNNTE man sich über bösartige ältere Frauen im Zug, die wohl keinen Sinn für Musik haben. Dazu muss man wissen, dass bösartige ältere Frauen in Zügen gerne bösartige Geschichten über andere Menschen erzählen. Nachdem mein Interesse an derlei Unterhaltungen, die man als in der Nähe sitzender unweigerlich mithört, enden wollend ist. Als Gegenmittel eignen sich dazu neuerlich Headphones und Musik. In meinem Falle laute Musik, denn ich muss sie laut hören, denn sonst höre ich das Wichtigste ja nicht. Schließlich habe ich kein Hörvermögen eines Kindes. Wahrscheinlich weil ich immer laute Musik höre. Gedacht, getan...
... doch schon zwei Minuten später starrt der musikliebende Zugreisende in zwei bösartige Gesichter bösartiger älterer Frauen, die mit Nachdruck verlangen, "diesen Krach" abzuschalten. So etwas kostet mich nur einen Grinser und ein Schulterzucken. Doch ich bin ja kein widerlicher Mensch und so beschloss ich, meine Haltung doch zu überdenken. Vielleicht mögen bösartige ältere Damen keine Ska-Musik? Könnte ja sein. Die Vermischung von konventionellen E-Instumenten mit Blasinstrumenten und gehöriger Jamaica-Coolness ist eben nicht jedermanns Sache. Als Zeichen meiner Gutmüdigkeit wechselte ich das Programm. Von fröhlicher Ska-Musik zu nicht minder entspannenderem Punk-Rock. Mir gefiels, den älteren bösartigen Frauen wohl weniger. Denn die verbrachten die weitere Fahrt, bis ich an meiner Haltestelle angelangt war, damit, mich mit ihren Blicken zu töten. Wenn Blicke töten könnten, wie oft wäre ich dann schon gestorben? Wieviele ältere bösartige Frauen, wieviele frustrierte Männer, wieviele ehemalige "ich-ihr-zugemutete" hätten mich wohl schon hinweggerafft? Ich weiß es ja selbst... ich kann ja echt ätzend sein. Launisch, besserwisserisch, provozierend, grauenhaft selbstverliebt und absolut kompromissunfähig. Ich kann nichts dafür, ich bin nun einmal so.
Doch egal. Als Conclusio können wir lernen, dass es immer von Vorteil ist, mit etwas Musik durchs Leben zu wandern. Und die Sache mit den Todesblicken? Ganz klar: Zum Glück können Blicke nicht töten, wir sollten jeden Tag über diesen Umstand dankbar sein. Lean back, die Welt dreht sich um mich, oder ich um die Welt. Die Welt ist kugelrund - egal obs jemandem gefällt. Und ums mal patoismäßig auszudrücken: SIMMER DOWN
gracias por estar ahì
Miguel de Cervantes
Dienstag, Oktober 10, 2006
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