Donnerstag, Dezember 14, 2006

Fernweh

Über ein Jahr ist es mittlerweile her, dass ich den riesigen Rucksack den letzten Kilometer bis zu meiner Wohnung schleppte und von der letzten Reise heimkehrte. Und wenn ich nun, um diese Uhrzeit, noch immer am PC sitze und Recherche für eine wissenschaftliche Arbeit betreibe, fällt es nicht schwer, sich in Träumereien zu verlieren.

Es wird Zeit, wieder von hier fort zu kommen. Nicht gleich - dafür sind zuviele Dinge zu erledigen, vor allem der Uni-Abschluss, und auch die Reisekasse muss aufgestockt werden. Aber wenn dies geschehen ist, dann hält mich hier nichts mehr.

Österreich? Wie sehr ich dich oft hasse, nur um am Ende einer Reise festzustellen, wie sehr ich dich eigentlich mag. Doch, Österreich, um mit dir wieder gut auszukommen, muss ich zuvor wieder auf Distanz zu dir gehen. Bei guten Beziehungen ist es ja nicht allzu unterschiedlich.

Wieder einmal auf Reisen gehen. Das Gefühl genießen, wenn sich der riesige Rucksack einen Tag vor der Abreise wieder füllt. Die Aufregung vor der Abfahrt. Egal ob mit Auto, Zug oder Flugzeug (auch wenn ich an Flugangst leide; doch Angst darf nie das Leben bestimmen - und hey, auch Angst ist nur ein Gefühl). Dann der erste Blick auf den Ozean, auf eine riesige Stadt...

Parkouren in Städten, dessen Straßennamen ich nicht einmal richtig aussprechen kann. Wagemutige Sturmangriffe auf die Fluten der Meere. Spazieren in Vierteln, die garantiert nicht zur Sight-Seeing Tour gehören - im abgetragenen Jogging-Anzug und nur mit etwas Kleingeld bei sich - schließlich habe ich schon meine Erfahrungen mit der Thematik des ausgeraubt-werdens gemacht (auch wenn diese Erfahrung für den wannabe-Dieb wohl etwas traumatischer als für mich war).

Konzerte in verrauchten Schuppen. Essen an Straßenecken. Meinen Charme an Frauen anderer Kulturen einmal wieder testen - an manchen Tagen sind die Nächte heißer. In der Nacht am Strand sitzen - um mich herum das Meer und die Sterne. Rioja und Bier trinken - verkatert am nächsten Tag erwachen.

Mich mit Händen und Füßen unterhalten und dabei merken, dass nicht immer eine gemeinsame Sprache nötig ist, um sich zu verstehen. Endlich wieder Unsicherheit verspüren - die vollkommene Sicherheit und das Sicherheitsdenken der gewohnten Umgebung hinter sich lassen. Kein Bashing, keine Competition sondern einfach Eindrücke aufnehmen - Bildung, die durch kein Buch vermittelt werden kann. Fernweh.


gracias por estar ahì

Miguel de Cervantes

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