Montag, April 02, 2007

PR(opaganda) und Krieg

Der Konflikt "Westen" versus Iran ist zur Zeit, neben seiner diplomatischen Komponente, vor allem ein Konflikt, bei dem die wechselseitige Propaganda eine Rolle spielt. Konflikt-Propaganda, oder auch Konflikt-PR, ist nichts Neues. Es handelt sich hierbei um ein probates Mittel um, via gelenkter und zielgerichteter Kommunikation, eine jeweilige Änderung oder Beibehaltung von Meinungen, Verhalten etc. zu erreichen. Im weiteren will ich mich der verschiedenen Stufen, einer Art der dynamischen Eskalierung eines PR-Konfliktes, widmen. Wenn man so will: Die Kommunikationsstufen vom Frieden in den Krieg. Dabei betrachte ich den Anlassfall dieses Postings, den Konflikt "Westen" versus Iran jedoch nicht. Zuviel Porzellan wurde auf beiden Seiten zerschlagen um neutral hiervon zu berichten. Ich würde mich bei einer speziellen Widmung zu beiden "Parteien" nur dazu hinreissen lassen, mein kleines Scherflein beizugeben, um weiterhin Feindbilder zu schüren. Dies überlasse ich lieber den Massenmedien und manchen Bloggerkollegen und will hiervon Abstand nehmen. Feindbilder schaffen nichts, sondern zerstören nur. Sinnlos...

Die harmloseste Stufe der Beziehung stellen "peacefull relations" dar. In dieser Phase ist die Kommunikation darin begründet, dass ein Austausch von Nachrichten und Meinungen stattfindet. Kommunikation findet zwischen einzelnen Organisationen, als (beinahe) gleichberechtigte Partner gleichsam statt, wie zwischen offiziellen Stellen der Länder. Es findet ein Kulturaustausch via der internationalen Kulturindustrie und den Massenmedien statt.

In etwas verschärfterer Form können wir "contentious relations" einteilen. In dieser Phase eines Konfliktes ist Diplomatie sowie die Sprache der Diplomatie angesiedelt. In der Kommunikation wird großes Augenmerk auf die öffentliche Meinung zu einem Ausbruch von Krieg gelegt und auch die Rolle der Massenmedien wird thematisiert. Im Vordergrund steht jedoch noch immer die bilaterale Kommunikation. Ein Kulturaustausch findet jedoch nur in verminderten Ausmaß statt.

Während sich die PR(opaganda) in diesen beiden Formen noch durchaus für friedliche Zwecke einsetzt, findet sie in folgenden drei Bereichen eine zunehmend destruktivere Anwendung. Die erste Eskalationsstufe, bei sich verschärfenden Konflikten, äußert sich zwar noch immer durch diplomatische Kommunikation, sie wird aber zunehmend von Propaganda, Desinformation, und der Bildung von Feindbildern überlappt.

Die nächste Stufe stellt eine Steigerung dar, in der mittels PR(opaganda) die Feindbilder verstärkt werden. Ziel hieraus ist es, die Akzeptanz weiterer "Schritte" in der Bevölkerung zu erhöhen. Durch gezielte Propaganda und Falschinformation wird auch versucht, die "gegnerische" Bevölkerung zur "Revolution" gegen ihre eigene Regierung zu bewegen.

Die letzte Stufe befindet ist bereits in einem kriegerischen Konflikt eingebettet. Hierbei werden Nachrichten von Militärs gelenkt und zunehmend durch militärische Sprache zersetzt. Kommunikation findet nicht mehr statt - wir nennen diese Form der Berichterstattung Kriegsberichterstattung. Lösungen sind nicht mehr durch Kommunikation möglich, sondern nur noch durch militärische Gewalt. Und wenn genug zerbombt und getötet wurde, egal von wem, dann kann man wieder versuchen auf eine niedrigere Form der Eskalation zurück zu kehren und den Scherbenhaufen aufzuräumen. Doch wer bezahlt den Preis? Es sind nicht die Politiker, die ihr grausames Spiel treiben. Es sind nicht die Religionsführer, die den Geist der Menschen durch falsche Lehren vergiften, es sind nicht die Kriegsgewinnler die ihre Claims abstecken... nein, es sind die Bevölkerungen aller Nationen, die am Konflikt beteiligt sind und auch jene, die damit eigentlich nichts zu schaffen haben.

Am Krieg gewinnen einige, dies will ich nicht bestreiten. Und das alte Spiel wiederholt sich. Teils wahnsinnige, teils kühl berechnende Mörder ziehen die Fäden und spinnen ein Netz aus gegenseitigen Haß und Angst. Und die Zeche zahlen die Bevölkerungen.

Und im Fall des jetzigen Konfliktes "Westen" versus Iran? Ich gehe jede Wette ein, dass sowohl im "Westen", als auch im Iran nur die wenigsten "scharf" auf Krieg sind. So wie der Großteil im "Westen" nicht will, dass in Zukunft Bomben auf den Iran niedergehen und der Iran mit der Vernichtung bedroht wird, wollen auch der Großteil der Iraner nicht, dass britische Soldaten festgehalten werden, dass Israel mit der Vernichtung gedroht wird und dass das Land, was zwar nicht bewiesen ist, aber auch nicht verneint werden kann, an der Atombombe baut. Die Menschen wollen schlichtweg keinen Krieg - auf beiden Seiten... was soll also das Getöse? Warum lassen sich die Menschen immer wieder vor dem Kriegskarren einspannen, wenn sie dabei doch gar nichts zu gewinnen haben, sondern nur verlieren können? Im Grunde, und dies wage ich zu behaupten, will doch jeder Mensch, egal welcher Kultur, doch bloß eine faire Lebensperspektive für sich und seine Familie, eine Zukunft, in der man selbst eingreifen kann und dazu noch etwas Spass im Leben... wirklich zu viel verlangt?

Was vor allem fehlt ist Kommunikation, fernab von den Massenmedien und diplomatischen Strukturen. Kommunikation zwischen den Bevölkerungen um von- und übereinander zu lernen. Denn nur damit können "Mißverständnisse" vermieden werden und sich ein klares Bild der jeweiligen Ansichten ergeben. Ein Dialog, Kommunikation.

gracias por estar ahì

Miguel de Cervantes

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