Heute widmen wir uns einer sehr speziellen Spezies der Gattung Mensch. Wie der Titel schon sagt - der Durchblicker. Der Durchblicker erscheint auf den ersten Blick wie jeder andere Homo sapiens sapiens. Er geht, wie so viele seiner Artgenossen, aufrecht, hat zwei Beine, zwei Hände, einen Kopf mit Augen, Ohren, Nase und Mund. Schlicht und einfach - er ist ein Mensch wie du und ich. Sieht man jedoch genauer hin, auf den zweiten Blick, kann man den Durchblicker schon an der Kleidung erkennen. Er bevorzugt grundsätzlich und zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit legere Kleidung was in den meisten Fällen vom Polo-Shirt über die etwas weitere Hose bis zu den ungemein gemütlichen Sportschuhen reicht. Oftmals ziert auch noch ein Cap sein Haupt. Festliche Kleidung wie z. B. ein Anzug stellt für ihn ein schier unüberwindliches Maß an Grauen dar, sodass er sich auch zu besonders wichtigen Anlässen maximal dahingehend herablasst ein Sakko zu tragen. Alles andere weiterführende wäre wohl ein Tiefschlag gegen seine persönliche Freiheit und Individualität.
Des weiteren entstammt der Durchblicker zumeist der unteren Mittelklasse (wenn wir wirklich in Menschen in Klassen einteilen wollen - wie dumm!!!) die wohl mit der Arbeiterklasse gleichzusetzen ist. Aus eben diesem gesellschaftlichen Milieu rekrutiert sich auch sein Freundeskreis und der Durchblicker ist stolz auf seine Sozialisation. Dennoch ist er ein bisschen anders als die durchschnittlichen Menschen seines Dunstkreises. Der Durchblicker ist vielseitig interessiert - wahrscheinlich las er schon mit 10 Jahren die Chronik der Menschheit. Durch sein Interesse und seine Neugierde verfügt der Durchblicker zum Einen über einen großen Wortschatz, den man getrost als elaboriert bezeichnen kann, zum Anderen und was wahrscheinlich noch wichtiger für ihn ist, er verfügt über ein großes Allgemeinwissen.
Dieses Allgemeinwissen dient ihm als Werkzeug und Basis seines Treibens. Geraten Sie an einen Durchblicker wird er gewiss keine Gelegenheit auslassen Sie, gespielt unmotiviert, zu belehren und er versucht Sie in Staunen zu versetzen. Er muss so handeln, nicht weil er will, dass Sie mehr wissen sondern einfach darum weil er es weiß. Er wird ohne mit der Wimper zu zucken die Dialektik von Hegel zitieren, marxistische Theorien aus dem Ärmel schütteln oder naturwissenschaftliche Vorgänge mittels Metaphern so erklären, dass es auch jeder kapiert.
Der Durchblicker ist ein getriebener seines Egos - er muss einfach all sein verblüffendes Wissen ablassen um sich so mal für mal zu vergewissern ein Durchblicker zu sein. Versuchen Sie erst gar nicht in einer Diskussion mit Allgemeinplätzen aufzuwarten, er wird Sie durchschauen und geistige Drehungen veranstalten bei denen Ihnen mehr als schwindelig werden wird. Mit dem Wissen und den Meinungen aus Talk-Shows ist dieser Spezies nicht beizukommen. Doch keine Angst, lassen Sie sich auf den Durchblicker ein! Sie werden alsbald Ihrerseits recht interessante Entdeckungen anstellen.
Wie bringen Sie einen Durchblicker aus der Fassung? Das sicherste Mittel sind Beziehungen. Beginnen wir mit den normalen, den freundschaftlichen Beziehungen. Der Durchblicker ist auf keinen Fall ein Einzelgänger. Er hat sogar sehr viele Freunde, davon sogar ein paar die er sein Leben lang kennt und blind vertraut trotz des Vertrauensproblems das dem Durchblicker zu eigen ist. Doch er tut sich wahnsinnig schwer bei Veränderungen im Freundeskreis. Stößt jemand Neues hinzu oder seilt sich jemand ab empfindet der Durchblicker sofort das Gefühl der Bedrohung seiner kleinen, durchgeblickten Welt. Nicht das er bisher unbekannten keine Chance geben würde aber er ist zumindest zu Beginn einer Veränderung mehr als skeptisch. Erklären kann er nicht wieso dies so ist - hierbei fehlt dem Durchblicker einfach der Durchblick.
Wenn Veränderungen in freundschaftlichen Beziehungen den Durchblicker schon derart ausser Fassung bringen dass er den Durchblick verliert, was mag dann wohl bei, nennen wir sie romantischen Beziehung passieren? Ganz einfach - der Durchblicker ist überfordert. Er kann Gefühle nicht mit Theorien erklären, hier hilft ihm kein Marx, kein Adorno, kein Hegel, kein Aristoteles und kein Buch, das Argument der hormonellen Steuerung zur Arterhaltung erscheint nicht einmal den sonst so rationellen Durchblicker legitim für Dinge wie Liebe zu sein. Er wirkt dadurch verwirrt, verliert den Durchblick, beschäftigt sich zu sehr mit sich selbst und der Erklärung seiner Gefühle oder Verhaltensweise die er sowieso nicht erklären kann weil dies niemanden gelingt, sodass er binnen kurzer Zeit jede romantische Beziehung gründlichst versiebt. Wenn er sie versiebt hat weiß er sogar warum, er rekapituliert, reflektiert und leidet wie jeder andere Mensch auch - der Durchblicker besteht nicht nur aus Fleisch, Knochen oder Gewebe, er hat auch eine Seele die er hegt. Wahrscheinlich lernt er sogar aus "Mißerfolgen" doch wird es für die Zukunft reichen???
Im übrigen würde der Durchblicker wahrscheinlich noch ich würde auch nicht mehr sagen that the kids are allright even if they just might be anmerken.
Samstag, April 16, 2005
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5 Kommentare:
Versucht hier der Autor dieses Postings etwa sich selbst zu beschreiben???
Der Autor spielt doch keine Rolle :)
Kennen wir uns?
Klar! Na, einen Plan wer ich bin?
Ich kanns mir schon vorstellen ;)
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