Samstag, August 19, 2006

Darf es noch mehr sein? Ja, vier Kinder bitte!

Inspiriert an besserer Stelle, wurde ich auf die Thematik der Überalterung der Gesellschaft und des scheinbaren Geburtenschwundes aufmerksam. Damit einhergehend wohl für gewisse Menschen auch der Untergang des Abendlandes. Nun ja, die Zauberformel, zur Lösung aller Probleme der vergreisten, kinderfaulen und untergehenden österreichischen Kultur, lautet, dass jede Frau vier Kinder bekommen sollte.

„Planeta Eskoria“ LeserInnen kennen mich als stets aufrechten und stolzen Patrioten. Für mein „Land der Berge, Land der Täler, großer Söhne zukunftsreich, Owi lacht bei Stille Nacht, es wird scho glei dumpa, weil wir zwoa Bergzigeina san“ ist mir keine Mühsal zu schwer, keine Aufgabe zu groß und jedes Opfer recht. Wenn die Frauen vier Kinder bekommen sollen um die Gattung Homo sapiens austriacus vor dem Aussterben zu retten, dann gehe ich mit bestem Beispiel voran. „Weib, sei still, jetzt geht’s an´s Babymachen für Vater Staat!“

Nun ja, dies würde jemand verlautbaren, der keine solche Lusche ist, wie ich. Sie wissen schon was ich mit Lusche meine. Solche Typen, die der Meinung sind, dass das ganze Gleichberechtigungsding vielleicht doch kein Fehler ist und man den Menschen nichts befehlen sollte, sondern den Versuch der Überzeugung wagen soll.

Also sprach ich zu meiner ich-ihr-zugemuteten: „Schatzl, die ganze Empfängnisverhütungssache sollten wir nun besser lassen. Wenn wir nicht aussterben wollen, dann sollten wir schleunigst vier staatliche Kinder machen. Du weißt schon… wegen der Überalterung der Gesellschaft… wegen dem Geburtenschwund… und auch, weil sonst irgendwas mit dem Abendland passiert. Aber keine Angst, ich helfe dir dabei, deine weiblichen Pflichten an den Staat zu erfüllen. Ganze Männer machen halbe-halbe – wie im Werbespot… Nun ja, deine beruflichen Träume kannst du jetzt wohl vergessen. Da wird sicher nichts daraus, wenn du erst mal vier staatliche Kinder von mir hast. Aber immerhin, du kannst ja immer noch Hausfrau und Mutter sein. Und wenn die Kleinen größer sind, dann kannst du ja halbtags bei der Billa an der Kassa arbeiten... oder als Hauspflegehilfe. Da findet sich schon was. Das bringt echt nur Vorteile. Die Liesl freut sich, weil wir dann nicht mehr auf Parties gehen, der Stricher freut sich, weil das Abendland nicht untergeht und wir freuen uns auch, weil wir unseren Beitrag zur Rettung des Landes geleistet haben. Toll, nicht? … Ähhhh, eine Sache wäre da noch. Um auf Nummer Sicher zu gehen… du weißt ja, die katholische Kirche hat dieses ganze Sexding nicht allzu gerne. Die meinen, dass Sex grundsätzlich eine Sünde ist. Ich habe ja wirklich nie an die geglaubt, aber wenn wir wirklich staatliche Kinder machen wollen, dann sollten wir das Ganze von vornherein richtig machen… Also Sünde ist es laut den Katholiken sowieso… vielleicht hilft es ja, wenn wir uns bemühen, dass das ganze Ding schnell über die Bühne geht und wir keinen Spaß dabei haben?... ähmmmm, Schatzl, woher hast du auf einmal die Heugabel? Wo kommen all die Menschen mit den Fackeln und Keulen her? Wieso siehst du mich so an? Was soll der Strick in deiner Hand? Schatzl…. ahhhhhhhhhhhh!“

Die verehrte Leserin, der geehrte Leser oder geneigte Sozialvoyeurist glaubt gar nicht, wie schnell sich ein wütender Mob bilden kann. Diese wenigen Sätze genügten und aus der an und für sich friedfertigen ich-ihr-zugemuteten wurde eine Bestie, die sich in Lynchjustiz zu üben versuchte. Dabei wollte ich nichts anderes, wie als aufrechter Patriot das Land durch vier staatliche Kinder vom Untergang zu retten.

Die ich-ihr-zugemutete hat sich immer noch nicht beruhigt. Im Gegenteil. Ihre Wut auf meine edlen Absichten wurde nur größer, genauso wie ihre Mob-Anhängerschaft. Nun bin ich auf der Flucht wie Dr. Kimble im Film. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass Harrison Ford eine Spur cooler ist, als ich es jemals sein könnte. Doch all das Lauftraining der vergangenen Monate macht sich nun bezahlt. Und die verehrte Leserin, der geehrte Leser oder geneigte Sozialvoyeurist braucht auch keine Angst um mein leibliches Wohl, bei meiner Flucht, zu haben. Ich trinke in der Finsternis aus öffentlichen Brunnen oder Regenpfützen und ernähre mich aus einem Rucksack voller Sportmüsliriegel. Ich werde die Zeit, bis sich die Aufregung etwas vermindert hat, schon überstehen… um daraufhin einen neuerlichen Versuch zur Rettung Österreichs zu wagen.

gracias por estar ahì

Miguel de Cervantes