Dienstag, September 05, 2006

Politboxkampf Runde 1

Meine Damen und Herren, wir befinden uns nun kurz vor dem Anpfiff der diesjährigen Politboxkämpfe. In der rechten Ecke macht sich bereits Karl-Heinz Grasser, badehosenfanatischer Toyboy einer Milliardärin zum Gefecht bereit. In der linken Ecke fletscht Alexander van der Bellen, Vorsitzender der Grünen, die nikotinverfärbten Zähne. Zwar ein Kampf der körperlichen Leichtgewichte, doch dennoch liegt der Geruch von Spannung und Politikerschweiß in der Luft, während sich Ringrichterin Ingrid Thurnher auf die große Schlacht vorbereitet.

Doch ertönt der Gong und der Kampf beginnt. Gleich ein fieser rechter Haken von van der Bellen gegen Grasser. Er macht seinem Dikussionsgegner in schnellen Schlägen begreiflich, dass dies eigentlich eine Diskussion der Parteivorsitzenden zu sein hätte, Grasser jedoch offiziell das Mäntelchen des Parteilosen trägt und ganz und gar kein Parteivorsitzender wäre. Da könne er noch so oft mit Schüssel frühstücken. Die Schläge sitzen tief und Grassers Versuche, diese abzublocken, fallen ihm sichtlich schwer.

Richterin Thurnher trennt die beiden. Es folgt ein Abtasten zur Pflegedebatte. Bei einigen Punkten scheinen sich unsere Kontrahenten beinahe lieb zu haben, doch im Laufe der Diskussion setzt es vermehrt gemeine Schläge von van der Bellen gegen Grassers Leber, der sichtlich Probleme hat, in sozialen Themen zu punkten. Als Gegenwehr bleibt dem Jetsetter und Teilzeitfinanzminister Grasser die Nennung von Budgetzahlen und vagen Behauptungen. Kein eleganter Weg, doch der Professor der Nation muss aufpassen, dass er den Kampf dahingehend lenkt, dass Visionen und Ziele und nicht Zahlen die Hauptschlagargumente werden.

Die Zahlenschläge sind an diesem Moment nichts anderes als Befreiungsschläge des einstigen Traums aller Schwiegermütter und stolzen Besitzers einer 280.000 EURO Homepage. Nun setzt er zu einem ultimativen Befreiuungsschlag an, in dem er eine Geschichte seiner Familie zum Thema Pflege zum Besten bringt. Immerhin hätte die Großmutter von Grasser eine menschenwürdige Pflege erhalten... was uns der Toyboy der Nation verschweigt, jedoch offensichtlich ist, ist, dass die Grasser´sche Familie wohl keine Durchschnittsfamilie darstellt, sondern einen lukrativen Autohandel betreibt der Papa und Mama Grasser als auch Söhnchen Karl-Heinz zu Millionären machte. Vergleiche mit der Problematik eines Durchschnittsösterreichers haben demnach einen schalen Geschmack. Aus diesem Grunde verfehlt dieser "rührige-Gschichtln"-Schlag den Professor auch um Meter.

Nun sieht es so aus, als würde der schrullige Professor und begnadete Freistilkampfredner seinen Gegner wohl den Garaus machen. Doch er ist allzu selbstsicher und achtet nicht darauf, dass Yachtenliebhaber Grasser mit einer Salve an Budgetzahlen, ob wahr oder nicht, aufwartet. Der Professor und beste Kunde der "Austria Tabak" (im Besitz der britischen "Gallagher") könnte nun mit einem gefährlichen Uppercut antworten, indem er das bekannte Sprücherl von Statistiken, denen man nicht trauen sollte, wenn man sie nicht selbst gefälscht hat, anbringen könnte. Oder zumindest den Kampf weg von den Zahlensalven hin zu Zukunftsplänen und Visionen zu führen.

Doch er lässt sich auf das Spielchen ein und kassiert einige empfindliche Schläge in die Magengegend, einen Bereich des Körpers, an dem Raucher für gewöhnlich besonders anfällig sind.

Van der Bellen, einstiges Immigrantenkind und nunmehriger sympathischster Gscheidwaschler Österreichs, versteht es jedoch mit der Zeit, manche Zahlenangriffe zu blocken. Es entspinnt sich ein langweiliges Ringen, dass auch Ringrichterin Thurnher, die wohl ein kurzes Nickerchen hielt, nicht stoppte. Die Diskussion, ähhh, entschuldigen sie meinen faux-pas, der Kampf, dreht sich im Kreis während sich die beiden schwitzenden Kontrahenten in Armen halten, ohne einen wesentlichen Vorteil zu erzielen.

Der ehemalige Lakai von Jörg Haider, unser Sunnyboy Grasser, lässt nur einmal kurz aufhorchen, als er von der "Erhöhung der persönlichen Freiheit" spricht. Zugegebenermaßen ein Schlag ins Leere, da keinem wirklich klar ist, wen oder was er damit treffen wollte. Sollte dies etwa ein Schlag gewesen sein, der auf die Reisefreiheit anspricht? Wo doch so viele Menschen diese Freiheit nicht nutzen können, weil sie zu arm dazu sind. War es ein Schlag, der die Freiheit der Bildung anspricht? Wo doch Bildung mehr und mehr zum Luxusgut wird. Oder die Freiheit auf ein menschenwürdiges Altern? Wo doch soviele Leute selbst im Erwerbsleben kaum genug verdienen, um gut über die Runden zu kommen, geschweige denn für später vorzusorgen, wie es Grasser so flapsig nennt... ähhh, schlägt... nun ja, ein sehr merkwürdiger Schlag.

Doch kaum Aufregendes passiert mehr. Schiedsrichterin Thurnher versucht bei einem Grasser´schen Foul einzugreifen, indem sie eine Tafel als Schaubild zum Besten geben will. Doch der kampfwütige Badehosenfetischist lässt sich kaum davon abbringen, seine Zahlensalven nicht fortzusetzen, an denen nun auch der liebe Professor Gefallen zu finden scheint. Ein unattraktives Schauspiel bietet sich den Zusehern und auch Ringrichterin Thurnher scheint dies zu missfallen, ohne jedoch wirklich eingreifen zu können.

Kurz befindet sich der Kampf in der Immigrationsecke. Der Mann von der Svarovski-Milliardärin beweist beim Thema Mehrsprachigkeit waren Familiensinn, indem er die Tochter seiner Frau ins Spiel bringt, die wohl viele Sprachen spricht. Der Professor kontert, dass diese Familie wohl nicht repräsentativ ist - vielleicht weil sie im Gegensatz zum Durchschnittsösterreicher Milliardäre sind. Ein fieser Schlag auf die Nase, doch er hat damit recht. Immerhin kann man wohl Privatschulen nicht mit Schulen in Floridsdorf, Favoriten, Linz, Innsbruck, Dornbirn oder Hallein vergleichen. Das wäre wohl so, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen.

Doch der Kampf neigt sich dem Ende. Mit Spannung erwarte ich die Entscheidung der Jury, bestehend aus einem Feuerzeug, einem Aschenbecher und einer Tischlampe. Das Feuerzeug entscheidet für den Professor, vielleicht aber auch nur, weil es zum Professor als Kettenraucher eine gewisse Beziehung aufbauen kann. 1:0. Dies dürfte auch für den Aschenbecher gelten... doch nein, wie durch ein Wunder sieht der Aschenbecher Grasser im Vorteil. Es rächt sich eben, wenn man auf den Brüdern und Schwestern des Aschenbechers immer wieder glühende Zigaretten ausdämpft. 1:1. Nun wird es spannend, die Tischlampe kann einen Sieger küren oder ein Unentschieden erzwingen. Und was macht die Tischlampe? Die Spannung steigt ins unermeßliche... ja... wir haben ein Ergebnis. Die Tischlampe sieht kleine Vorteile des Rauchers der Nation. 2:1. Der Professor gewinnt, zwar nur knapp, aber immerhin ein Sieg. Ein Gefühl, dass die österreichische Nationalmannschaft schon lange nicht mehr kennt.

Ein anfänglich harter und spannender Kampf, der mit der Zeit immer langweiliger wurde, ist nun zu Ende. Doch dies war nur der Beginn. Schon bald geht es weiter. Und wir erwarten zwei härtere Kämpfer. Zum einen Alfred Gusenbauer, Emporkömmling aus der Arbeitschicht mit zweifelhaften Kussavancen und einer stolzen Mama. Zum Anderen Heinz-Christian Stricher, Oberrülpser der blau-braunen Rülpser mit Nähe zu Nazis und Burschenschafterhobbies. Hier erwartet uns sicherlich eine fiese Schlacht. Ich prophezeie die hohe Kunst der tiefsten Schläge. Und bevor wir die Übertragung abbrechen, will ich den Zusehern noch versichern, dass wir demnächst für eine bessere Jury sorgen werden. Damit persönliche Avancen, wie es uns beim Feuerzeug und beim Aschenbecher passierte, nicht mehr auftreten. Alsdann, good night, good fight - sagt ihr Kommentator!

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gracias por estar ahì

Miguel de Cervantes

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