Freitag, Oktober 27, 2006

Verletzte Produktivität

Im Nachhinein weiß man es natürlich immer besser... und ja, noch einmal würde ich nicht so gedankenlos sein und es besser machen. Doch nun ist es geschehen und ich trage die Konsequenzen. Nein, tragen tu ich sie natürlich nicht - ertragen ist das richtige Wort hierfür.

Ein Sprung auf meiner gewohnten Parcour-Runde, bereits zehnmal gemacht, noch nie etwas passiert. Nicht mal so hoch... 2 Meter knapp, Landung in einer Wiese. Und doch genügt ein Moment der Unachtsamkeit, ein kleiner Ausrutscher und schon hat man das Gefühl, das Knochengerüst eines 70jährigen zu haben. Nun verstehe ich, warum alte Menschen oft so böse sind - ganz einfach, weil sie Rückenschmerzen haben, dass die Hälfte auch genügen würde.

Nun denn, man merkt eindeutig: Das war nicht gut - da ist was passiert. Wenn man mit 22 Jahren spürt, dass man Bandscheiben hat, dann ist das kein gutes Zeichen. Es bleibt zu hoffen, dass es besser wird, da ich nur recht ungern ins Krankenhaus fahren würde, um mich röntgen zu lassen. Gehen auf Krücken und ansonsten Ruhe für den Rücken müssten doch auch genügen. Die Parcour-Saison ist aber nun endgültig vorbei - selbstauferlegtes Sportverbot für mindestens 1 Woche und danach auch nur gemütliches Laufen. Ansonsten, man muss einen Schutzmechanismus einbauen, werde ich mir als Strafe selbst auf die Nase hauen. Denn Strafe muss sein - selbst schuld, Blödmann!

Aber wie könnte es anders sein: Selbst eine Rückenverletzung hat ihr Gutes. Klar, Pläne fürs Wochenende fallen ins Wasser, wenn man nicht einmal 10 Meter gehen kann, ohne zu fluchen wie ein Seemann. Langweilig ist es - langweilig und dennoch schmerzvoll...

... aber es hat auch was Gutes. Man hat endlich mal die Zeit und keine Ausreden, um wichtige Sachen zu erledigen. Nach kleiner PC-Umstellung ist man soweit und beginnt im liegen zu schreiben. Ein Interview, mehrere Beiträge für ein Unternehmensbuch, Berichte von Vorträgen... schnell sind 17 Seiten zu Papier gebracht und man hatte dieses Mal wirklich nichts besseres vor, als eben diese gerade erledigte Arbeit. Ganz ohne schlechtes Gewissen ob der Produktivität. Ganz ohne wehmütiges Nachdenken, was man nicht alles stattdessen machen hätte können.

Sollte ich jemals eine Doktorarbeit oder etwas dergleichen schreiben, so werde ich mein Möglichstes tun, um irgend ein kurzfristiges körperliches Gebrechen zu bekommen - denn so produktiv wie jetzt, als kurzzeit-Invalide, war ich selten - zumindest was die Schreibarbeit anbelangt. Trotzdem würde ich keinem raten, es mir gleich zu tun. Denn durch so einen kleinen Parcour-Unfall kann noch viel schlimmeres entstehen, als ein paar Tage Rückenschmerzen. Es liegt den Leser/Innen frei, mir den "Depp des Monats" Preis zu überreichen - im Sinne meines ohnehin veretzten Stolzes plädiere ich aber dafür, davon abzusehen. Ausnahmsweise... weil ich es bin...

gracias por estar ahì

Miguel de Cervantes

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