Durch die ORF Sendereihe "Weltberühmt in Österreich" ist der Begriff des Austropops ja wieder vermehrt im Munde der mündigen Bürger dieses Landes. Lieder von Wolferl Ambros, Hansi Hölzl und Co. werden so wieder entstaubt und mit etwas Glück, kann die Verwertungsindustrie auch wieder in Gang gebracht werden. Es entsteht aber oftmals der Eindruck, dass es früher mal Musik in Österreich gab, nun aber das schwarze Loch der Leere vorhanden ist. In diesem Eindruck könnte man sogar bestätigt werden, wenn Christina Stürmer als "die talentierteste Musikerin Österreichs" bezeichnet wird.
Als Musik-Gscheidwaschler hatte ich zu dieser Thematik eine interessante Diskussion, in der meine Diskussionspartnerin meinte, dass die Musik in Österreich tot wäre. Ich entgegnete daraufhin, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Die Antwort hierauf war, dass dies nicht sein könne... "denn es gibt ja keine österreichische Musik im Handel zu kaufen".
Nun ja, meine These von der reichen Musiklandschaft Österreichs würde wirklich über den Haufen geworfen werden, wenn wir die Musikkultur auf kommerziell verwertete Musik beschränken würden. Doch ist dies wirklich die Musikkultur oder bloße Popkultur? Ich denke, zweiteres ist der Fall...
Noch nie war es, vor allem durch den PC und großartige Programme, einfacher für Nachwuchsbands, Musik von hoher Qualität zu produzieren. Natürlich, man muss mit diesen Programmen zuerst einmal umgehen können, was auch seine Zeit in Anspruch nimmt. Überdimensionale Tonstudios werden durch die Computertechnik aber ad-absurdum geführt. Die Produktion von Musik ist somit nicht mehr auf die Industrie beschränkt, denn Produzent kann jeder werden, der etwas von Musik versteht und eine gewisse Computer-Literacy aufweisen kann. Doch bei aller Technik... einen Ersatz für musikalisches Talent gibt es nicht - denn musikalisches Talent ist noch immer die Basis dieser Kunst. Und das ist gut so!
Durch Internetdienste wie YouTube oder Myspace erfuhr der Vertrieb dieser Musik völlig neue Dimensionen. Die Musik muss nicht mehr den Umweg über ein Plattenlabel nehmen, um vom Musiker zum Hörer zu gelangen. Das Verhältnis zwischen Künstler und Rezipienten wird flexibler, der Musiker ist greifbarer und die Kontrolle durch die Plattenfirma fällt weg.
Natürlich, die Musik wird in den meisten Fällen gratis zu Verfügung gestellt. Doch ist dies ein Gradmesser von Qualität? Nur jene Bands, die einen Plattenvertrag besitzen, wären gute Bands?
Ich weigere mich, Qualität in der Musik mit dessen käuflicher Erwerbbarkeit gleichzusetzen. Denn schon nach kurzer Recherche im Netz erschließt sich dem Musikliebhaber eine breite Palette an guter Musik - aus Österreich.
In sämtlichen Bereichen, von Ska bis Reggae, von Punkrock bis Metal, von Rock bis Volksmusik finden sich so Musikproduktionen von österreichischen Bands, die in ihren Melodien, ihrem Gefühl und ihrer textlichen Kraft den "Helden" der Austropop-Generationen um nichts nachstehen. Einen Plattenvertrag haben diese Bands meist nicht - meist stecken sie noch viel Geld in Instrumente und Ausrüstung. Doch dafür ist die Musik meist kompromisslos und ehrlich. Und dies macht eine gute Musikkultur schließlich aus.
Wer sich von einigen dieser Bands (und dies ist nur ein kleiner Auszug) überzeugen will, der kann ja einen oder mehrere der folgenden links anklicken, denn auch in Österreich gibt es eine starke Musikkultur abseits des Kommerzes - und in unzähligen Kellern und Garagen scharren wohl noch tausende Nachwuchsbands:
- David Dub Soundsystem
- Soulfyah
- Millions of Dreads
- Boom-A-Rang-Sound
- Dubsynaticx
- House of Riddim
- Kings of Things (haben auch ein nettes Video in Salzburg aufgenommen)
gracias por estar ahì
Miguel de Cervantes
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1 Kommentar:
Und um noch einen Schritt weiter zu gehen, wenn jemand wirklich einem der Links folgt: Hört euch den jeweiligen Song zuerst einmal normal an und darauf ein zweites Mal. Beim zweiten Mal stellt euch vor, dass ein berühmter Musiker diesen Song spielen würde. Merkt man dabei Unterschiede in der eigenen Wahrnehmung? Wenn dem so ist, dann ist man bereits (zumindest ein bisschen= Opfer des Musikindustriewahnes geworden. Wenn dem nicht so ist, dann gratuliere ich herzlichst - denn dann gehören Sie zu jenen Menschen, die entweder keine Musikmedien kennen oder am Mond leben ;)
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