Montag, Dezember 25, 2006

Weihnachten essen Seele auf!

Und nun mal ohne Schnörkel, Fanfaren und Wunderkerzen.... Weihnachten ist gräßlich! Subrahiert man vom Weihnachtserlebnis sämtliche alkoholischen Getränke, so bleibt eine Erkenntis: Jede gute Famile funktioniert dadurch, dass die Mitglieder und Beitragszahler versuchen, sich bestmöglichst aus dem Weg zu gehen. Klingt gräßlich, doch dies ist scheinbar ein probates Mittel, dass die west- und mitteleuropäischen Gesellschaften seit Jahrhunderten zusammen hielt.

Es ist immer grauenhaft, wie sehr die Menschheit, verführt durch Kitschengel und Sterneschmeißer, versucht, ihre Problemchen miteinander, durch garantiert unqualifizierte Bemerkungen zu lösen. Um nur wieder beim, oft jahrzentealten, Anlasspunkt, festzustecken... und wie schnell doch Unbeteiligte dabei, roh und gewissenlos, aus ihrem "es wird scho glei dumpa" - Feeling gerissen werden... einfach ungeheuerlich!

Weihnachten, und die Dinge, an denen man dadurch sterben kann - the dark side of X-Mas:

1. Lebensmittelvergiftung: Nur ein Narr frisst ohne Rücksicht auf Verluste Fleisch und Fischprodukte in seinen blöden Schädel rein. Ganz zu schweigen von Salmonellen-Mayonaise (Frauen, die Mayonaise zubereiten können, sind bei mir sowieso unten durch - hey, du siehst zwar gut aus, bist witzig, intelligent und schlagfertig und im Grund könnte ich mir mit dir mein weiteres Leben vorstellen... wenn da nicht die verdammte Mayonaise wäre... ich wünsche dir noch ein schönes Leben). Einfach widerlich! Wer hierbei an Lebensmittelvergiftung verstirbt, hat sie sich redlich angefressen.

2. Alkohlvergiftung (die Falschschreibung sollte meine Phonetik darstellen): Wer kann schon all den Stumpfsinn, den Verwandte erzählen, nüchtern ertragen? Kein Mensch, mit gesundem Selbstbewusstsein, so denke ich. Und deshalb: Jeder, der etwas auf sich hält, trinkt bis zu jenem Zeitpunkt, der den point-of-no-fuckin´-return darstellt. Lieber kotzen mit Würde, als würdeloses Gewäsch ertragen!

3. Geschenkpapierstrangulation: Wenn man so weit ist, dass man endlich zu seinen Geschenken, liebevoll von der Verkäuferin des jeweiligen Ladens eingepackt, kommt... ja, dann ist nur noch das Risiko des Auspackens zu überwinden. Zu schnell dreht sich die Schlinge, eines Norweger-Pullover-Packerls (wer kommt eigentlich auf die blöde Idee, dass ich Norweger-Pullis tragen würde? Habe ich schon jemals einen Norweger-Pulli getragen, oder laufe ich seit bald 23 Jahren in Longsleeve und/oder Trainingsjacke herum?), um den Hals... und nur selten ist Robin Hood in der Nähe, der den Strick des Anstoßes in zwei Teile schießt. Mit Pfeil und Bogen - denn sonst wäre es ja langweilig. Wie viele Menschen erhängten sich wohl im Laufe der Jahre, Jahrhunderte und Jahrtausende mit jenen Bändchen, die das Geschenkpapier zusammenhalten?

4. Lebenskrisen: Wer bis zu diesem Zeitpunkt durchgehalten hat, der denkt sich sicherlich: "Was mache ich eigentlich hier? Der Wein ist scheiße, die Geschenke waren wieder einmal die Falschen und im Endeffekt läuft es ja sowieso wieder darauf hinaus, dass ich der Schräge, der Unverständliche und Schwierige bin. Wäre ja nichts Neues. Was mache ich also noch hier?" Eine Frage, die sich für das gesamte Leben stellt. Einen Psychiater aufsuchen oder sich gleich selbst in der Klomuschel ertränken (wie dramatisch)? Wäre natürlich eine Lösung. Man sagt hierbei: "Goodbye", oder besser, "Adieu". Doch eine Lösung, obwohl langfristig, ist auch dies nicht.

5. Abhauen: Ist erst einmal die Klomuschel-Suizid-Lebenskrise aus der Welt geschafft, so beginnt das Weihnachts-Opfer neuen Mut zu schöpfen. "Nächstes Jahr bin ich sicher nicht hier... Indien, Argentinien oder was auch immer... hauptsache nicht am selben Kontinent wie die Wahnsinnigen..." so schießen die Gedanken hoch. Die nächste kleine Depression lässt sich dadurch erklären, dass die Erkenntnis, selbst einer der Wahnsinnigen zu sein, immer klarer vor dem geistigen Auge erscheint. Traurig aber wahr.

6. Akzeptanz: An diesem Zeitpunkt der Geschichte sollte der Alkoholpegel schon ziemlich hoch sein. Wenn dem nicht so ist, dann liegt dies entweder an mangelnder Bildung, oder daran, dass man ein wirklich cooler Typ ist. Beides Kanditaten für den Titel "Das Ende der Welt". Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass sonder Gleichgültigkeit. Gleichgültigkeit ist jener Zustand, den es zu erreichen gilt, wenn die Rede von Sippen-Weihnachten ist. Koma- wie vorteilhaft!

7. Erlösung: Man reisst sich los. Egal ob mit oder ohne Eklat. Obwohl ein Eklat natürlich denkwürdiger ist (wer´s kann, der kann`s). Zieht sich, wimmernd, jammernd und keuchend zurück, um wieder einmal zu erkennen: "Das war das letzte Weihnachten mit den Wahnsinnigen - nie mehr - ich bin ja nicht irre!" Um gleich darauf zu merken, dass man gefangen ist im Netz der Spinne... der Weihnachtsspinne... diesem grindigen und elenden Geschöpf aus den Molochs der ewigen Verdammnis um Weihnachtsnostalgien.


Rückwärtsgang rein, Handbremse raus und einmal ins Gaspedel getreten: Witzig wars, und gar nicht mal so übel. Ist doch alles nur Spass und überzogene Übertreibung. Und es gibt sogar Weihnachtspics (eines von fünfundzwanzig ist meist, zumindest ein Wenig, zivilisiert), die halbwegs vorzeigbar sind:


gracias por estar ahì

Miguel de Cervantes

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