Als Gelegenheitsraucher tangierten mich die Raucherdebatten der Vergangenheit mal mehr, mal weniger. Denn immerhin, dass der "Genuß" des blauen Dunstes ein riskantes Vergnügen ist, weiß heutzutage jedes Kind. Oder zumindest jedes zweite - man soll die Kinder von heute nicht überschätzen, nur weil sie schon im Alter von fünf Jahren ihre eigene Betriebssoftware programmieren.
Ich wusste, dass Rauchen tötet. Spätestens seit ich in Spanien Zigarettenpackungen mit dem tollen Aufdruck "Fumar puede matar" ergatterte, was insbesondere bei japanischen Hostel-Bewohnern zu stetigen Euphoriestürmen führte. Warum dies so war, das weiß ich nicht. Aber es gefiel ihnen auf eine sehr japanische und befremdliche Art und Weise.
Dem Einen oder der Anderen wird es schon aufgefallen sein. Es gibt nun so etwas wie eine Kindersicherung bei Zigarettenautomaten. Offiziell sollten sie dazu dienen, unter 16-jährige vom blauen Dunstteufel abzuhalten. Verschwörungstheoretiker vermuten dahinter jedoch die stetigeVerdrängung des Bargeldes als Zahlungsmittel, die bessere Erfassung von Rauchern für etwaig erhöhten Krankenkassenbeiträgen und schreien alle dreieinhalb Stunden ein lautes "Big Brother" oder "Free Mandela", je nach Stimmungslage, aus. Diese Verschwörungstheoretiker sind ja immerhin ein lustiges, wenngleich paranoides, Völkchen. Aber vielleicht macht gerade die Paranoia das Liebenswürdige an den Verschwörungstheoretikern aus.
Doch wie dem auch sei. Es kam der Tag, an dem ich mir Zigaretten besorgen wollte. Und da keine Trafiken geöffnet hatten, beschloss ich kurzerhand, die modernen Annehmlichkeiten eines Automaten in Anspruch zu nehmen. Die Alternative wäre gewesen, dass ich den Mülleimer nach nicht ganz fertig gerauchten Zigarettenstumpen durchstöbert hätte. Dies wäre aber widerlich gewesen.
Und so baute ich mich, in meiner vollen 1,82 m Größe, vor dem Automaten auf. Warf Münze um Münze in den gierigen (Steuer)Schlund des Gerätes und musste feststellen... dass sie wieder beim Rückgeldschlitz raus kamen. Oder besser gesagt: Zirka die Hälfte der Münzen kam wieder zum Vorschein - die andere Hälfte behielt der gierige Automat für sich, ohne mir eine Gegenleistung zu erbringen. Dieses Automaten-Schwein, wie ich es hasse und verachte!
Doch ich, nicht dumm, bemerkte bald, wo der Kern des Pudels begraben war. Ich hatte mich nicht identifiziert. Wie konnte ich nur. Der Automat konnte ja nicht wissen, dass ich schon ein alter Mensch bin und aus diesem Grunde befugt bin, meinen Körper zu ruinieren. Also streichelte ich den Automaten zärtlich, um mich zu entschuldigen, und setzte meine vertrauenserweckendste Stimme auf: "Lieber Automat, mein guter alter Freund, Beherrscher der sieben Weltmeere und Sinn meines Lebens. Mein Sonnenlicht und Augenstern. Ich bin´s, der Mig. Du kennst mich. Seit Jahren füttere ich dich mit funkelnden Münzen und zolle dir so Tribut. Sieh mich an, meine geschundenen Augen, die sich hinter einer dicken Brille verbergen, die ersten Fältchen meines Gesichtes, das Haar, dass beinahe unmerklich aber doch sichtbar schon schütterer wird, als es in meinen jungen Jahren war... ich bin es, der Mig, jener, der den sechzehnten Geburtstag schon lange hinter sich hat!" Es nützte nichts...
Kurz ärgerte ich mich, dass mich der Automat offensichtlich nicht verstand. Vielleicht kam er ja aus dem Ausland und hätte keinen Bock sich sprachlich zu integrieren... aber dies war natürlich Blödsinn. Der Fehler musste also bei mir liegen.
Schließlich fand ich den "Fehler". Der Automat wollte ja gar nicht mit mir reden. Alles was er wollte, wäre eine SMS oder meine Bankomatkarte. Na wenn es nicht mehr ist. Die SMS bekam er nicht, dafür bekam er die Bankomatkarte. Und wie er sie bekam...!
Doch wieder nichts. Ich hatte sie zu schnell raus gezogen - beim Sex nennt man dies wohl "zu schnell gekommen"... ähhh... wie dem auch sei... es hat nicht geklappt. Auch fünf Minuten später nicht. Nun fand ich die Zeit gekommen um, männlich gefestigt wie ich nun einmal bin, bitterlich zu weinen. Doch der Automat ließ sich nicht erweichen. Denn der Automat war und ist ein Sadist. Ein dreckiger, hundsgemeiner Gemeinling übelster Sorte.
Irgendwann gab ich auf. Ich sah die Dreckpfütze zu meiner Linken und stürzte mich selbstmörderisch in sie um mich zu ertränken. Ich starb, ertrank, verreckte jämmerlich. Rauchen führt zu einem frühzeitigem Tod, dies ist mir nun klar.
gracias por estar ahì
Miguel de Cervantes
Montag, Jänner 08, 2007
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