Kleines Ratespiel gefällig? Ja? Na gut, starten wir also: Was findet gerade in Nairobi statt? Wißt ihr es, verehrte Leserinnen, geehrte Leser und geneigte Sozialvoyeuristen? Na kommt schon, strengt einmal eure grauen Zellen an und denkt nach.
Okay. Diejenigen unter uns, die in Geographie brav aufgepasst haben, werden sicherlich wissen, dass Nairobi die Hauptstadt von Kenia ist. Was ja bekanntlich in Afrika liegt. Soweit so gut, und ein dickes Mitarbeitsplus an diejenigen, die an dieser Steller der Geschichte mit Fug und Recht behaupten können: "Da erzählt er mir nichts Neues, der Schreiberling!" Aber noch einmal meine Frage: Was könnte da sein?
Ich kann beruhigen. Es herrscht kein Krieg. Dies erwähne ich deshalb, weil wir im Normalfall nur Kriegs-, Krankheits- oder Hungersstories vom Kontinent Afrika in unsere Wohnzimmer geliefert bekommen. Nicht weil es in Afrika nicht auch viele positive Dinge geben würde... die gibt es... aber die negativen Aspekte, die Probleme und das tödliche Schicksal von Menschen lässt sich einfach besser "verkaufen". Wiewohl... auch dies ist nicht immer der Fall. Denn von großen Tragödien erfahren wir oftmals gar nichts - was vielleicht damit zusammen hängt, dass wir Europäer oft nicht unwesentlich unsere Finger im Spiel haben. Sie wissen schon - Rohstoffe und Macchiavelli-Prinzip - denn dies sind unsere wahren "Werte". Wer glaubt denn wirklich, dass "wir" Demokratie und Menschenrechte exportieren würden? Nein! Da importieren wir lieber billige Rohstoffe, die "wir" uns nur allzu oft durch krumme, tödliche Touren sicherten.
Aber zurück zur Ausgangsfrage. In Nairobi findet zur Zeit das Weltsozialforum statt. Wer hat es gewusst? Keine Angst, wer es nicht wusste ist nicht etwa dumm oder ein Ignorant. Dieses "Nicht-Wissen" liegt darin begründet, dass wir einfach nicht informiert werden von "unseren" Medien. "Unsere" Medien sind wohl zu sehr damit beschäftigt, ihre Leser an die Werbewirtschaft zu verkaufen und ihre Informationen aus einigen wenigen der großen Nachrichtenagenturen zu beziehen. Auf das der verzerrte, gefilterte und sieben Mal gesiebte Einheitsbrei tagtäglich über uns herein breche. Hat nun jemand Lust auf Chomsky´s und Herman´s Propagandamodell bekommen?
Aber zurück zum Weltsozialforum: Ein Treffpunkt für NGO´s aller Länder, Intellektuellen und allgemein jenen Leuten, die meinen, dass die Globalisierung, wie sie derzeit stattfindet, in einem großen Desaster enden wird. Diese Leute nennen sich selbst gerne Globalisierungskritiker. Eine Bezeichnung, die zutrifft. Denn sie sind nicht gegen die Globalisierung, sondern in erster Linie gegen die Art und Weise, wie sie vorangetrieben wird. Durchaus berechtigt.
Der Eine oder die Andere wird diese Menschen wohl eher unter der Bezeichnung Globalisierungsgegner kennen. Eine nette Bezeichnung der "Mainstreammedien", die die Globalisierungskritiker ins Eck der Suderanten, Krakeeler, Zukunftsverweigerer und blöden Utopisten stellt und ganz und gar nicht zutrifft. Wer hat also was gehört von diesem Forum? Wenige unter uns, oder?
Anders verhält es sich mit dem Weltwirtschaftsforum in Davos, dass gerade begonnen hat. Dort treffen sich die Mächtigen, die Lenker und all jene, die ihre Muskeln Tag für Tag auf Kosten anderer spielen lassen. Davon wird natürlich schon berichtet - natürlich in einem stark kontrolliertem Umfeld. Die wichtigen Beschlüsse bleiben nämlich eher im verborgenen. Wir, die wir nicht mächtig, reich und vermögend sind, dürfen jedoch trotzdem in gewisser Weise partizipieren. Nämlich in jener Form, dass wir einmal mehr ein paar Aussagen des Einen oder Anderen "Propheten der Weltwirtschaft" lauschen dürfen, die uns einmal mehr einreden, wie wichtig es doch wäre, dass wir in Zukunft noch mehr und noch härter arbeiten sollen. Denn wenn es darum geht, (Mehr)Wert zu erzeugen, dann gibt es "uns" schon noch. Auch wenn wir ansonsten diskreminiert und aus allen wichtigen Vorgängen ausgeschlossen werden. Motto: "Arbeiten, nicht aufbegehren, Versicherungen abschließen und euer sauer verdientes Geld in unsere Aktien stecken!"
Abschlussfrage: Was wäre für die Menschen, ganz "normale" ohne Schweizer Bankkonto und Leichen im Keller, wichtiger zu erfahren? Die weisen Sprüche eines selbstherrlichen Sklaventreibers am Weltwirtschaftsforum, oder interessante Alternativen für eine gerechtere Weltordnung vom Weltsozialforum? Ich denke, jeder wird sich die Antwort selbst geben können. Doch eines ist klar. Unsere "Mainstreammedien" sind Teil der internationalen Kulturindustrie, abhängig von Werbeeinnahmen, oftmals im Besitz von Konzernen, sie sind "Agenten" der Globalisierung nach derzeitigem Muster... unsere "Mainstreammedien" werden also keinen Finger krumm machen für Ideen von Menschen, die ihre Besitzer und Geldgeber auf eine intellektuelle, humanistische und nachvollziebahre Art und Weise kritisieren. Dann schon lieber weiter im gewohnten Text: Titanic-Kurs mit voller Kraft auf den Eisberg. Dazu noch drei Affen. Einer bedeckt seine Augen, der zweite seinen Mund, der dritte hält sich die Ohren zu. Kurs Richtung Crash eben!
Schwarz-Weiß Malerei? Mag sein. Ich bin ja selbst stark dafür, an den Grauzonen teil zu haben. Aber eine Grauzone ergibt sich eben nur aus der Vermischung von Schwarz und Weiß. Eine Vermischung, die in diesem Bereich unserer (Lebens)Welt nicht stattfindet, weil dies bewusst nicht zugelassen wird.
gracias por estar ahì
Miguel de Cervantes
Mittwoch, Jänner 24, 2007
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