Montag, Februar 19, 2007

Das Spiel um die Supermacht

Putins Ankündigungen der letzten Zeit brachten wieder einen Hauch von "Kalter Krieg" mit sich. Die vielbeachtete, und vielkritisierte Rede zum Sicherheitsgipfel in München stellte nur den Anfang einer Reihe von Muskelzuckungen dar, die man in nächster Zeit erwarten darf. Und fürwahr, Russland ist eine Supermacht - jedoch nicht auf militärischer, gesellschaftlicher oder innovativer Ebene, sondern einzig und alleine in seiner Rolle als wichtigster Rohstofflieferant Europas. Europa braucht zurzeit Russland, und Russland braucht zurzeit Europa. Und dass es um die "Einflusssphäre Europa" gewisse Zankpunkte zwischen Russland und den USA gibt, erklärt sich hiermit beinahe von alleine.

Es wäre aber verquer nun davon zu sprechen, dass das aufsteigende Russland den absteigenden USA den Rang ablaufen würde. Die USA sind, und werden es auch in Zukunft sein, die einzige globale Supermacht, die ihre Trümpfe mit ihrer militärischen, diplomatischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Macht ausspielt. Und daran wird auch Putin nichts ändern, dessen Aussagen eher Nationalismen bedienen, anstatt wirkliche Relevanz für die übrige Welt zu besitzen.

Wer nun meint, dass diese Einschätzung zu kurz greift und die Rohstoffressourcen der Russischen Föderation unterschätzt, der könnte, oberflächlich betrachtet, recht haben. Rohstoffe sind heutzutage, mehr denn je, begrenzter Luxus und Futter für die Wirtschaft. Doch die wichtigste Ressource eines Staates stellt die Gesellschaft an sich dar. Die Fähigkeit einer Gesellschaft, sich auf verändernde Umwelten einzustellen. Die Fähigkeiten zur Innovation und Adaption. Und hierin sind die USA noch immer ungeschlagener Weltmeister, während die russische Gesellschaft langsam vergreist und sich Klüfte zwischen Moskau, der Metropole der Superreichen wie der "los nadies", und dem restlichen Russland weiter und weiter auftun. Die große Herausforderung Russlands wird es nicht sein, die Supermacht USA herauszufordern, sondern aus dem Rohstoffreichtum das bestmögliche zu erreichen. Um die russische Gesellschaft zu stärken und zukunftsfähiger zu machen.

Abseits von Russland wird auch China immer wieder als "Bedrohung" der einzig verbliebenen Supermacht gezeichnet. Aber auch hier genügt ein Blick auf die gesellschaftliche Stärke der USA und jener Chinas um zu konstatieren, dass zwischen beiden Staaten noch große Unterschiede bestehen. Was auch auf Indien zutrifft. Während China an der erzwungenen Homogenität der Gesellschaft scheitern wird, wird Indien durch die verwirrende Heterogenität seiner Gesellschaften die großen Bewährungsproben finden.

Die USA sind das innovativste Land der Erde. Sie sind führend in Forschung und Entwicklung, Wirtschaft, im Export ihrer Kultur als auch, wenn alle Stricke reißen, in militärischer Hinsicht. Und wenn die Herrschaft von George W. Bush und seinen religiösen Fanatikern ein Ende nimmt und der marode Staatshaushalt wieder in geordnete Bahnen gelenkt werden kann, wenn das Land keine unnötigen und unmoralischen Kriege mehr führt, wird das derzeitige Bild, der moralisch und budgetär maroden USA, alsbald wieder von jenem Bild der einzig verbliebenen Supermacht abgelöst werden. Es mag sein, dass sich dies im Laufe der Jahrzehnte ändern wird. Doch für die nächsten zwanzig Jahre wird die USA die Supermacht sein. Die einzige Supermacht. Und auch danach werden die USA eine maßgebliche, wenn nicht die maßgeblichste Rolle, in einer globalen Weltordnung spielen. Da können selbsternannte Experten ruhig weiterhin vom anbrechenden "asiatischen Jahrhundert" sprechen. Und wo bleibt die Europäische Union in diesem Ränkelspiel? Europa wird sich dort positionieren, wo es sich seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges eingefügt hat. Als wichtigster Verbündeter der USA und attraktiver Marktplatz für Produkte aller Herren Länder.

gracias por estar ahì

Miguel de Cervantes

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