Donnerstag, Februar 15, 2007

Kriegsrethorik und Informationslücken

Die derzeitige Berichterstattung über den Iran betrachte ich, zuweilen, mit Sorge. Kriegsrethorik und einseitige Betrachtungen, fehlendes Verständnis für die Region und zuvor eilender Gehorsam zeichnen sie aus. Dabei wäre eine Kursänderung gar nicht so schwer.

Der Iran ist zur Zeit, teils zurecht, teils aus nicht rationellen Gründen, Zielscheibe Nummer Eins der "westlichen" Berichterstattung. Der Krieg der Worte, hüben wie drüben, nimmt an Intensität von Woche zu Woche zu. Wohl gemerkt auf Seiten des "Westens", wie auch von iranischer Seite. Die Zeichen stehen, folgt man den Berichten, auf Sturm.

Aber es müsste nicht so sein. Anstatt mit dem Feuer zu zündeln, könnten die Massenmedien einen wertvollen Beitrag dazu leisten, Unsicherheiten und Ängste abzubauen, Informationslücken zu schließen. Wie wäre es etwa mit Berichten über das tatsächliche politische System im Iran? Wer weiß schon, was so ein "Mullah" ist und welchen Einfluss sie im Staate Iran haben? Kaum jemand. Aber wir wissen, dass "Mullahs" böse sind. Und vor bösen Leuten muss man Angst haben, sie bekämpfen, zuerst mit Worten, dann mit Bomben. Es wäre einfach notwendig, sich mit diesem Staat auseinanderzusetzen, statt Hetze aufgrund von einzelnen Persönlichkeiten zu betreiben. Wiederum, im "Westen" sowie im Iran. Kriegerische Kommunikations hat keinen Sinn, denn fallen erst Bomben, ist dies das Ende der Kommunikation.

Ich bin mir im klaren, dass im Iran, aus unserer, aber auch aus generell humanistisch-aufgeklärter Sichtweise, so einiges falsch rennt. Doch sollten wir, wir im "Westen", jene Kräfte im Iran unterstützen, die für Menschenrechte, für Demokratie, für Fortschritt und für Frieden eintreten... anstatt ihnen ständig durch die Zeichnung eines "Gesamtfeindbildes Iran" ihre harte Arbeit noch zu erschweren.

Am wenigsten Vorwürfe mache ich hier "unseren" RedakteurInnen und JournalistInnen. Die würden schon bessere und ausgewogenere Berichte verfassen, wenn ihnen die Ressourcen dazu zur Verfügung stehen würden und wenn sie nicht an so kurzer Leine der Marketing- und Verkaufsabteilungen (die wahren Machtzentralen) ihrer jeweiligen Medien gehalten würden. JournalistInnen sind wohl die Letzten, die an dieser Entwicklung die Hauptschuld tragen. Meist unterbezahlt und überarbeitet muss man halt mit dem vorlieb nehmen, was einem die großen Nachrichtenagenturen vorsetzen.

Aber ich kritisiere das Publikum, also auch mich, die sich mit einer, beinahe "Desinformation", zufrieden geben. Würden wir uns nicht mit Halbwahrheiten und Halbinformationen abspeisen lassen, dann würden wir bessere Informationen und ausgereiftere Wahrheiten erhalten. Doch fragte nicht schon Theodor Wiesengrund Adorno einst: "Kann das Publikum wollen?"

gracias por estar ahì

Miguel de Cervantes

Keine Kommentare: