In letzter Zeit befasste ich mich, in einer wissenschaftlichen Arbeit, unter anderem mit dem Gebiet "Blogger und JournalistInnen". Dabei drängte sich immer die Frage auf, ob denn Blogger als JournalistInnen zu bezeichnen wären. Denn geht man von klassischen Definitionen des Berufsbildes "Journalist" aus, so treffen sehr viele Aspekte auf Blogger zu. Und, bewegt man sich einige Zeit in der "Blogosphäre", so kommt man nicht umhin, den Wunsch vieler Blogger, als JournalistInnen anerkannt zu werden, zu registrieren.
Es gibt gewisse Tendenzen, von Seiten der Gesetzgebung, die Blogger, in gewissen Teilbereichen, bereits JournalistInnen gleichstellen. Dies fängt bei der Impressiumspflicht an und führt, in weiterer Folge, bis zu medienrechtlichen Klagen gegenüber Bloggern, die die Grenzen des Medienrechtes (was in erster Linie für das Berufsfeld der konventionellen Medien geschaffen wurde) überschritten haben. Ich will das gängige österreichische Medienrecht, samt Verbindungen zu den Euopäischen Menschenrechtskonventionen usw. nicht weiter ausbreiten, doch bleibt festzuhalten, dass Blogger, von Seiten des Gesetzgebers, mehr und mehr JournalistInnen gleichgestellt werden.
Und dies ist nicht unbedingt wünschenswert. Denn im Gegensatz zu JournalistInnen, genießen "wir" Blogger nicht den Schutz einer Redaktion bzw. eines Medienunternehmens. "Wir" sind, bei Klagen auf uns alleine gestellt. Und Gründe für Klagen gäbe es zuhauf. Vor allem in den USA sind bereits Fälle bekannt, in denen Blogger in Beugehaft genommen wurden, oder aufgrund tatsächlicher oder vermeintlicher Verleumdung von Unternehmen vor den Kadi gezerrt wurden. Blogger sind immerhin ein wichtiger Faktor in der Markenpolitik der Welt des Web 2.0. Ein "böses" Posting über ein Produkt oder ein Unternehmen kann gravierende Folgen nach sich ziehen. Auch wenn der Großteil der Gerichtsverfahren zu Gunsten der jeweiligen Blogger endete oder enden wird: So ein Gerichtsverfahren kann langwierig und kostenintensiv werden, auch wenn man das Verfahren gewinnt.
Also plädiere ich dafür, dass Blogger in dieser Hinsicht, in der Gleichstellung zwischen Blogger und JournalistInnen, sorgsam und kritisch hinterfragen sollten. Anstatt eine Gleichstellung zu fordern, die in der Regel eher ungünstige Folgen für "uns" bereithält, sollten wir uns an dem erfreuen, was "wir" sind - nämlich Blogger der "Blogosphäre", einem virtuellen Raum, der mehr und mehr Einfluss auf das "Real Life" hat.
Und wer wirkich JournalistIn sein möchte? Zumindest im deutschsprachigen Raum ist diese Berufsbezeichnung nicht geschützt. Im Grunde könnte sich jeder/jede diese Bezeichnung auf die Visitenkarte schreiben. Und das Streben nach einem Presseausweis? Nun ja, so toll ist der auch nicht und der Autor spricht hier aus Erfahrung. Man kann mit so einem Presseausweis zwar die 1. Klasse der ÖBB benutzen und muss nur die 2. Klasse bezahlen, damit hat es sich aber auch schon ziemlich. Mittlerweile kann man sich diese Dinger sogar schon auf einfachen Wege kaufen - wer es nötig hat. So richtig zum angeben und Eindruck schinden taugt ein Presseausweis auch nicht.
gracias por estar ahì
Miguel de Cervantes
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2 Kommentare:
hm... eine nervige Frage hätte ich da noch: Warum ist JournalistInnen gegendert Blogger aber nicht? :P
und eine zweite nervige Frage hätte ich gleich noch oben drauf: Wenn ich das richtig in Erinnerung habe (und ich habe das richtig in Erinnerung habe ich doch ebendiese Testfrage heute um die 40 Mal korrigiert) dann definierte sich ein Journalist doch stets auch über's Entgelt, das er für seine Tätigkeit bekommt. Bezahlt Sie, werter Spanier, denn jemand fürs bloggen?
mit besserwisserischen Grüßen und großer Neugier was Sie wohl in dieser Arbeit sonst noch so geschrieben haben
Lila Elefant
Juhuu, ein Comment der Lila Elefant!!! Ja, ich gendere JournalistInnen und Blogger nicht. Das mache ich aus diesem Grund, weil es mir vom sprachlichen einfach sinnhafter erscheint. Vielleicht nicht wissenschaftliche, but who cares... ich empfinde den Ausdruck Blogger eigentlich als geschlechtsneutral - BloggerInnen würde natürlich auch gehen, aber es klingt, in meinem Sprachgebrauch, einfach grauenhaft (während sich das "JournalistInnen" schon eingeprägt hat, was im Sinne von Sprachregelungen, die ich im Grunde ablehne, schon einigermaßen bedenklich finde).
Klar werde ich bezahlt ;) Nur halt nicht gegen Entgelt, sondern durch die Aufmerksamkeit meiner LeserInnen. Und auch wenn dies meinem Kontostand nichts bringt, so sehe ich dies durchaus als Würdigung und Bezahlung an. Und außerdem: Würde ich für mein Geschreibsel durch Geld bezahlt werden wollen, so wäre diese Plattform der falsche Ort hierfür. Und gewisse Themen, die mich beschäftigen, würde ich kaum in einer "normalen" Zeitung unterbringen können. Also genieße ich die Freiheit des, Beistrichregelverachtenden Bloggers, und erfreue mich, wenn ein Artikel auf (positive oder negative) Resonanz stößt.
Und Ihre Neugierde zur Arbeit kann ich, jetzt, nicht befriedigen. Die muss nämlich noch erst begutachtet und benotet werden und die Thematik im Posting, und die Auszüge hieraus, waren nur ein Teil, der mich einige Zeit nach der Beendigung weiters beschäftigte. Ich hege in meiner bloggerei nicht die selben Ansprüche an universelle Richtigkeit, wie ich es in wissenschaftlichen Arbeiten mache.
saludos (und korrigieren Sie nicht so viel - Einführung in die Journalistik???)
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