Montag, April 09, 2007

Öffentlicher Raum und Parkour

Nach langer Verletzungspause ist des Schreiberlings Knie nun , ENDLICH, wieder in Bestzustand. Und so ließ er es sich nicht nehmen, mit Freunden an diesem schönen Ostermontag eine längere Parkour-Session zu starten. Es müssen ja nicht immer nur Bier, Parties etc. sein. Was gibt es schöneres, als bei diesem Wetter zu laufen, Hindernisse zu überwinden und dazwischen auch genug Raum für Schmäh´s und Unterhaltungen zu lassen. Parkoure ich alleine, so geht es mir darum, meine Grenzen zu testen, meinen Körper zu trainieren oder einfach den täglichen Ausgleich zum Arbeitsalltag zu erhalten.. Parkoure ich in der Gruppe, so steht aber auch Style und Humor ganz oben auf der Liste. Sport ohne Spass dabei wäre nur halb so schön.

Traceure (Personen die Parkour betreiben) sind angewiesen auf ihre Umwelt. Die Umwelt, egal ob Stadt oder Landgebiete, ist der "Spielplatz" des Traceures. Und somit macht ein Traceur, geht er respektvoll mit seiner Umwelt um, auch nichts, was die Menschen seiner Umgebung stört oder die Umwelt beschädigen würde. Des Weiteren ist es nicht Sinn von Parkour in privaten Gärten herumzutollen. Das Gebiet des Traceures ist der öffentliche Raum, jener Raum der jedem Menschen gehört und deshalb auch genutzt werden darf und sollte.

Doch leider hat sich dies bis zu einigen Menschen nicht durchgesprochen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie gehässig manche Menschen reagieren, wenn etwas das "0-8-15"-Schema durchbricht. So wurden wir heute, auf öffentlichen Gelände, dazu aufgefordert, das Gelände sofort zu verlassen. Es handelte sich dabei um einen, wohl frustrierten und ziemlich ungehobelten, Buschauffeur. Auf die Frage, ob wir jemandem stören würden, wenn wir hier unseren Sport betreiben würden, ernteten wir nur ein wütent geschrieenes "Schleichts eich, ihr hobts da nix zu suachn!". Auf die Frage, ob der Schreihals der Besitzer dieses öffentlichen Raumes wäre, und wo er seine Besitzurkunde hätte, ernteten wir wiederum ein: "Schleichts eich, i ruaf die Polizei!". Ich fühlte mich gute zehn Jahr in der Zeit zurückversetzt. Damals, als 13jähriger, mit dem Skateboard unter den Füßen, hörte man ähnliches. Doch wusste man damals noch nicht, dass man das Recht auf den öffentlichen Raum hatte und beugte sich meist dem Dikatat der frustrierten, weil man einfach keine Lust auf ständigen Ärger und Streiteren hatte. Jugendliche haben es ohnehin schwer genug in unserer Gesellschaft. Nun, als junger Erwachsener, lässt man sich aber nicht mehr jeden Blödsinn bieten.

So ist nicht leicht, solche Provokationen ruhig hinzunehmen. Immerhin ist man kann kleines Kind mehr und erwartet sich die gleiche respektvollen Behandlung von Menschen, einem selbst gegenüber, die man ihnen auch selbst zugesteht. Doch in manchen Fällen ist es einfach besser, jemandem zu ignorieren. Man kann einen Idioten leider seine Idiotie nicht austreiben und wir hatten keine Lust auf eine weitere Auseinandersetzung. Also ließen wir uns nicht weiter stören und übten noch ein Wenig auf den obstacles und ließen den Schreihals Schreihals sein. Als wir genug von den obstacles hatten, liefen wir weiter zum Nächsten. Wir blieben dort so lange, wie wir es uns vorgenommen hatten. Nicht kürzer, um dem Schreihals zu weichen, aber auch nicht länger als geplant, um weiter zu provozieren. Was soll es schon? Manche Menschen sind halt leider frustriert...

Nichts desto trotz. Der öffentliche Raum sollte nicht bloß ein Raum zum Transport von A nach B sein. Immerhin zahlen wir alle dafür, für die Erhaltung, für die Reinigung etc. Es kann doch nicht sein, dass man Sport nur mehr am Sportplatz oder im Fitnesszentrum betreiben dürfe? Der öffentliche Raum zunehmend mit kommerziellen Zwängen verbunden wird?

Traceure, die die Philosophie des Parkour beherzigen, stören niemandem. Vielmehr sind sie eine Bereichung des öffentlichen Raumes. Was zum Glück auch durch viele Reaktionen von Menschen deutlich wird, die nach kurzer Aufklärung durchaus Verständnis und Interesse dem Parkour und der Philosophie gegenüber aufweisen. Und es sind nicht nur junge Leute, sondern auch Pensionisten, die sich im persönlichen Gespräch durchaus positiv zum Sport äußern... aber einige Spinner wird es leider immer geben. Manchen wäre es halt lieber, man würde seine Freizeit im Wirtshaus bei Bier und Zigaretten verbringen. Aber das ist nicht das, was in meinem Interesse liegt. But it´s the life, good music, still alive!!!

gracias por estar ahì

Miguel de Cervantes

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ich kenn von parcour nur ein paar extrem coole videos. wie kommt man hierzulande dazu? reines learning bei doing oder gibts gruppen denen man sich anschließen kann? wo findet man was darüer? :)

und wie gut bist du? ;)

Miguel de Cervantes hat gesagt…

Also wie gut ich bin, das mögen andere beurteilen ;) Aber sagen wirs mal so... einige Dinge die man in Videos sieht, sind leichter, als sie erscheinen.

Eine nette österreichische Website ist http://www.leparkour-austria.at/, da findet sich einiges dazu.

Grundtechniken findet man hier: http://www.le-parkour.at/grund.html - die videos, die dort zu finden sind, sind mit Hilfe vom Vorarlberger Andreas Kalteis entstanden, der nicht ohne Grund der "beste Traceur" Österreichs ist... wiewohl Parkour keine Competition ist.

Wenn du wirklich spektakuläre Videos sehen willst, dann ist die Website http://www.parkour-videos.com/ . Das sind dann aber oft schon extreme Formen von Parkour, die langjähriges Training erfordern.

Mein Zugang zur Parkour kam vom Laufsport, der mir einfach ein Wenig zu langweilig erschien. Ich habe dann einzelne Techniken trainiert und angewendet und mit der Zeit steigert man sich Zug um Zug. Nach einigem "bequatschen" konnte ich dann noch einige Freunde dazu "überreden" mal mitzumachen und bei mehreren macht es gleich mehr spass und man kann sich gegenseitig unterstützen.

Es gibt auch schon kleinere Gruppen in Österreich, die kleinere Workshops für Beginner anbieten. Ich kenne aus Salzburg einen solchen Fall, bin mir aber nicht sicher, ob die Gruppe noch bestand hat.

Wenn du es selbst probieren willst, dann empfehle ich dir, dich einfach über die Grundtechniken zu informieren, sie auf sicheren Terrain zu üben und nicht zu viel zu wagen. Es wird leider, besonders im Internet, so getan, als würde bei Parkour eh kaum was passieren können. Es ist jedoch eine Risikosportart, bei der man sich böse verletzen kann. Die Grundtechniken müssen deshalb perfekt beherrscht werden, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Aber vor Unfällen ist man nie gefeilt - aber das ist ja auch bei Fußball und anderen Sportarten der Fall... der wichtigste Tipp ist wohl: Wenn man sich bei einem Hindernis nicht wohl fühlt, oder man sich nicht traut, dann soll man auf sein Gefühl hören und es lassen. Es fällt kein Meister vom Himmel und ich lerne auch noch bei jeder Session etwas Neues hinzu - obwohl ich den Sport nun doch schon etwas länger intensiv betreibe.

Saludos

Miguel de Cervantes hat gesagt…

ps: Gerade dieses Videos http://www.parkour-videos.com/naim-february-training ist für Anfänger (und ein Wenig zähle ich mich auch noch selber dazu) sehr geeignet. Es ist zwar wenig spektakulär, aber der Traceur im Video zeigt eine sehr "saubere" Beherrschung der Techniken - vor allem bei der Landung oder Präzisionssprüngen.