
Neulich hörte ich von einer mir bekanten Person wieder einmal die tollsten Geschichten von Abenteuern. Da ging es um Parasailing, Sky Diving, Shark Diving, Bungee Jumping und natürlich dem berühmt berüchtigten Canyoning mit anschließender Rafting Tour. Kurz bevor ich in andächtiges Staunen und knieendes Anbeten verfallen wäre, begann mein grauenhaft bösartig jedoch nützlicher Teil es Stammhirnes, dass sich für das kritische Hinterfragen zuständig fühlt, zu arbeiten. Vom dreckigen Boden aufgesprungen und wieder einigermaßen bei Sinnen entgegnete ich der mir bekannten Person nur noch ein mitleidiges „Du bist so feige!“ und zog meine Wege. Was war passiert und vor allem, WER WAR DER MÖRDER?
„Die Helden des Alltags“ und ihre Aktionen schossen mir durch den Kopf und da wir alle Helden des Alltags sind, ich rede hier nicht von den freundlichen Leuten von Rettung und Feuerwehr bzw. den sich teilweise oftmals überschätzenden Polizisten, bin auch ich einer. Ja, auch ich gehe Risiken und Wagnisse ein, die einem bei genauerer Betrachtung den kalten Schauer über den Rücken laufen lassen würden. Liebe Leserinnen, Leser und Sozialvoyeuristen, erfahren Sie nun Cervantes´ Liste des Schreckens.
- Straßenverkehr: Wir haben Angst vor Spinnen, Schlangen, Gewitter und Wolfgang Schüssel, seiner Volkspartei samt Koalitionspartner – das ist eine Tatsache. Doch weit schrecklicher ist der alltägliche Straßenverkehr. Rauchen macht impotent, krank und wahrscheinlich auch inkontinent aber denkt mal nach… wie viele Abgase atmen wir so durchschnittlich ein. Ich denke wir könnten ganze Asthmastationen damit füllen. Ganz abgesehen von diesen schrecklichen, gichtfingrigen Pensionisten mit Hut oder den übermotivierten Führerscheinneulingen die Jagd auf die braven Straßenbenützer machen. Der Straßenverkehrsteilnehmer geht Risiken ein, die kein normaler Mensch eingehen sollte, wir machen es trotzdem, wir sind dumm – doch trotzdem sind wir gerade dadurch Helden. Helden des Alltags!
- Fernsehen: Auch fernsehen macht meines Wissens nach impotent, krank und auch in diesem Fall wahrscheinlich inkontinent. Nebenbei treten noch brennende Augen, Genickstarre, Thrombosen und in den japanischsten Fall der Fälle auch epileptische Anfälle auf. Wieso frage ich, wieso nur tun wir uns dies an? Ist es wirklich die Sache wert, sein Leben für das Fernsehprogramm zu riskieren? No risk no pain, oder was? Natürlich können Sie jetzt entgegnen, dass das Fernsehen zu unserer Kultur gehört und was sollte man denn auch machen, wenn man nicht in die Glotze schauen würde? Ein Haus bauen, alten und kranken helfen, Sex… nein, da schauen wir doch lieber in den Flimmerkasten. Ganz besonders bei Sendungen wie „Die Super Nannys“ (Konzept: hyperaktive Pseudopsychiaterin therapiert vollkommen gestörte Kinder und deren noch um Längen gestörteren Eltern), diese ewigen Talk-Shows (Konzept: man kotzt sein Leben öffentlich aus), Rosamunde Pilcher Verfilmungen (Konzept: keine Story vor schönen Bildern), „Musikantenstadl“ (Konzept: ein Haufen von Arschlöchern wackelt zu Tonbandmusik, die eine Playbackband voller Arschlöcher spielt) sowie diesen „Sex and the City“ bzw. „Desperate Housewives“ Serien (Konzept: man verpackt möglichst viel Schleichwerbung in einer halben Stunde, generiert dadurch so was wie Lifestyle und quält die männliche Bevölkerung, die eigentlich viel lieber Fussball schauen will). Und dies alles, ja sie wissen was jetzt kommt… FREIWILLIG UND MIT EINER TODESVERACHTUNG DIE JEDEM RENNFAHRER IN ERKLÄRUNGSNOTSTAND BRINGEN WÜRDE. Aber gerade dadurch sind wir wieder einmal… Helden des Alltags.
- Beziehungen: Wir beginnen Beziehungen, wir beenden Beziehungen (oder werden beendet). Das ist eine schöne Sache, das ist eine komplizierte Sache – aber vor allem ist es eine gefährliche Sache. Wissen Sie wie viele Endorphine in der ersten Phase der Verliebtheit ausgeschüttet werden? Na gut, ich weiße es ja auch nicht, aber es dürften eine ganze Menge sein. Soviele Hormone können doch nicht gesund sein – da nutzt auch das ganze Biofleisch, dass wir verzehren als Ausgleich nichts mehr (wieso jetzt eigentlich Biofleisch, ergibt doch keinen Sinn!). Und dann auch der ganze Ärger, all die Missverständnisse, endlose Gespräche unterm Sternenhimmel (Verkühlungsgefahr!!!) ganz zu schweigen von den körperlichen Aspekten einer Beziehung… wir alle müssen ja irre sein, diesen gefährlichen Teilaspekt des Lebens immer wieder zu durchlaufen. Aber es macht ja auch verdammt viel Spass… eine Zwickmühle eben. Von Trennungen und den Folgeerscheinungen möchte ich gar nicht sprechen, für einen Helden des Alltags genügt schon der Beginn einer Beziehung um ihn zu selbigen zu machen.
- Arbeitsmarktservice: Ich hatte ja noch nie das zweifelhafte Vergnügen das Arbeitsmarktservice aufzusuchen, da ich ja als braver Student von Arbeitslosigkeit nicht bedroht bin. Aber die Erzählungen die ich von dieser Institution hörte, treiben mir heute noch kalte Schauer über den Rücken. Manchmal habe ich Alpträume, ich träume vom Arbeitsmarktservice (früher auch Arbeitsamt genannt). Aber meine Träume sind ja nicht so wichtig und deshalb widmen wir uns der Realität. Zusammengepfercht auf einige Quadratmeter fristen diese in den häufigsten Fällen völlig schuldlos arbeitslos gewordenen Menschen auf unbequemen Sesseln, manchmal stundenlang. Irgendwann dürfen sie „gnädigerweise“ ihren Sitzplatz verlassen (es gab auch schon Thrombosetote) und werden ins Zimmer des jeweiligten „Sachbearbeiters“ zitiert (seit wann ist denn ein Mensch nun eine Sache… hängt das etwa mit dem neuen, bundesweit einheitlichen Tierschutzgesetz zusammen) und müssen sich von diesen Sadisten die derbsten Gemeinheiten gefallen lassen, die man sich in unserer aufgeklärten Zeit vorstellen kann. Auf diese Folterungen gehe ich nicht näher ein, wann immer ich Beispiele hörte musste ich weinen wie einst, als Bambis Mutter starb… ich erspare der lieben Leserin, dem geschätzten Leser und natürlich auch dem interessierten Sozialvoyeuristen die Details – es ist zu schrecklich. Nein, es reicht mir nun mit den Helden des Alltags, bei den größten Helden des Alltags sollten wir aufhören, Arbeitslose dieses Landes, dieses Kontinents, dieser Erde… ihr seid meine Helden da ihr dies alles ertragt. Ihr seid die wahren Helden, die Helden des Alltags.
Gracias por estar ahi
Miguel de Cervantes
2 Kommentare:
Und was ist mit Krankenschwestern?
Die hab ich im Eifer des Gefechtes wohl vergessen ;)
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