Von Chancengleichheit für alle Kinder kann kaum gesprochen werden. So ergab etwa eine Studie von Johann Bacher vom Jahr 2003, dass nur ca. ein Drittel der Kinder aus den untersten Einkommenschichten eine AHS oder BHS besuchen. Bei einem Erwerbseinkommen der Eltern von über EURO 2.500,-- hingegen, finden ca. 70 % der Kinder ihren Ausbildungsweg in Schulen der AHS/BHS wieder.
Neben Kindern von Erwerbslosen, Migranten oder Alleinerziehenden sind es vor allem Kinder von Hilfsarbeitern oder einfachen Angestellten, die von Armut betroffen sind oder stark armutgefährdet sind. So wechseln jene Kinder nach der Volksschule auch vorwiegend auf Hauptschulen anstatt zu Gymnasien. Selbst wenn sie die Aufnahmekriterien für eine AHS erfüllen. Das Einkommen der Eltern steht in ursächlichem Zusammenhang zum weiteren Ausbildungsweg eines Kindes. Dieser Umstand gilt durch umfangreiche Studien als erwiesen.
In weiterer Folge ergibt sich ein Teufelskreis der Armut. So führt eine weniger weitreichende Bildung zu einem erhöhten persönlichen Armutsrisiko der betroffenen. Aus einem armen Kind wird, infolge der mangelnden Chancen zur Bildungswahrnehmung, ein armer Bürger des Landes. Eine Abwärtsspirale die, sollte sich an den realen Einkommenschancen nichts ändern, wieder fortgeführt wird und wiederum an die nächste Generation "vererbt" wird. Mit höherem Bildungsabschluss hingegen sinkt das Risiko an Armut zu "erkranken".
An Armut zu "erkranken" wurde bewusst so formuliert, da Armut krank macht, also eine Form von sozial gestalteter Krankheit darstellt. So leiden Menschen niedriger Einkommensstufen, und vor allem deren Kinder, laut einer Studie der Statistik Austria ungleich höher an chronischen Kopfschmerzen oder Schlafstörungen. Dies sind Erkrankungen, die nicht nur die Lebensqualität beschränken, sondern auch zu einer verminderten Leistungsfähigkeit führen. Damit werden die Chancen auf dem Arbeitsmarkt wiederum eingeschränkt und der Teufelskreis erfährt einer weiteren Komponente.
Die, von Armut aktut betroffenen Kinder finden sich nicht auf der Straße. Sie sitzen nicht am Gehsteig und betteln um Geld. Doch man findet sie in Ballungsräumen genauso wie in ländlichen Gebieten. Ihre Armut äußert sich nicht marktschreierisch sondern diskret und durch Anzeichen. Etwa durch mangelhafte Kleidung (v. a. im Winter), durch mangelhafte Materialien am Schulanfang oder auch dadurch, dass sich die Eltern der Kinder die Kosten für Schulausflüge oder Schulreisen nicht leisten können. Und wenn jeder auch nur einige Minuten nachdenkt, so wird er sicherlich ein Beispiel eines Kindes wissen, welches als arm zu bezeichnen ist.
Auch der Schreiberling wurde nicht mit jenem überdurchscnittlichen Notendurchschnitt geboren, mti dem er die Universität abschließt. Aber er hatte das Glück, dass er zwar nicht aus reichem, aber auch nicht aus armen Haus kommt. Der Schreiberling hatte die Möglichkeit einen Bildungsweg zu bestreiten, der ihm nun den Abschluss eines Universitätsstudiums berschert. Und er hatte vor allem das Glück, dass seine Neugierde von frühester Kindheit an geweckt wurde, indem er, Kraft der wirtschaftlichen Möglichkeiten seiner Eltern, immer wieder "Inputs von außen" erhielt, die seinen Geist forderten und förderten. Es gibt keine gescheiten oder dummen Kinder. Reiche und arme Kinder haben die selben Grundfähigkeiten und die selben Stärken. Es ist also nicht einzusehen, dass das Einkommen der Eltern über den weiteren Lebensweg eines Menschens mitentscheiden darf.
Jedes Kind hat die theoretische Chance einen hohen Bildungsweg zu bestreiten. Aus der theoretischen Chance muss jedoch eine realistische Chance werden. Erst dann können wir von Chancengleichheit sprechen und müssen uns nicht mehr dafür schämen, dass im siebtreichsten Land der Erde ca. 114.000 Kinder leben, die akut arm sind und ihrer Chancen beraubt werden. Sie sind nicht sozial benachteiligt, sondern sie werden sozial betrogen. Betrogen von einer Politik, die sich nicht die Mühe macht, wirksame Konzepte zur Lösung des Problems durchzusetzen. Betrogen von den Mainstreammedien, die das Thema nur marginalisiert aufgreifen. Betrogen von einer Gesellschaft, die ihre Augen und Ohren verschließt und teilnahmslos schweigt.
Bild: www.gungfu.de
gracias por estar ahì
Miguel de Cervantes
1 Kommentar:
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