Mittwoch, November 16, 2005

Träumer

Und so erwachte ich eines Morgens und stellte fest, dass mir weder das Wetter noch Lern- und Leistungszwang besonders zusagten. Schnell sämtliche monetären Reserven zusammengekratzt führte mich mein Weg zum nächstgelegenen Flughafen an dem ich ein last-minute Ticket erhielt... Destination: egal... hauptsache weit weg und warm mit Meer... und was wäre dafür besser geeignet als folgende Auszüge:

Ich will dahin gehen wo die Winde wärmer wehen mich von der Brandung umherspülen lassen und keine Leere sehen. Gedanken entschlacken, schlafen zwischen Kakerlaken. Von Stein zu Stein springen bis meine Hacken knacken.

Krebse jagen und die Füße im Sand vergraben oder Buchstaben in die Küste malen und einfach in der Sonne braten. Ich laß die Uhr zu Haus, steh mit der Mittagssonne auf und lauf drauf los, mach jeden abend einen drauf abends Sonnenuntergänge über Felsen im Wasser wälzen und in Gedanken mit den Sternen verschmelzen

Mit salzenen Lippen zwischen Klippen und Bierchen nippen und denken, beherrsch alle Sprachen mit meinen Händen. Verdammt weit weg von Salzburger Bezirken im Gepäck die eigene Philosophie zu Bier und Grillenzirpen. Die große Welt mit Händen und Füßen grüßen einfach den Kram packen und auf die Insel düsen

Ich hau hier ab und laß verwirrte Ziele hinter mir wenn in mir der Winter klirrt bleib ich besser nicht mehr hier. Ich will im Mondschein Rotwein. Bis zum Totsein das Wohlsein kaufen und vom Streß verschont sein. An keine gottverdammten Abfahrtszeiten denken
irgendwann aufstehen und dann auf Blau ins Blaue trampen. Dahin wo die Menschen völlig anders aussehen, Geschichten erzählen, lauschen und Ideen aufnehmen. Morgends aufstehen, wo ich das Meer und nicht mein Kaff seh. Kein Krampf, keine Dates und kalter Kaffe

Meine Träume drehen sich nur noch um die Ferne, ich alleine auf der Erde, um mich herum das Meer und die Sterne. Hinter mir lassen, wonach ich sonst besessen bin

Warum nicht einfach los? Warum morgen und nicht heute? Ich überzieh mein Konto und buch Last Minute. Flieh aus meinem Nest und push damit mein mentales Limit. Hat's denn noch Sinn, wenn ich hier bleib und winsel? Nein! Ich pack meinen Kram und verschwinde auf die Insel


gracias por estar ahì

Miguel de Cervantes

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

REISEFIEBER

Anonym hat gesagt…

mei! ich will auch!!!!!!!!

Miguel de Cervantes hat gesagt…

Ich ja auch ;)

Anonym hat gesagt…

Sehr verehrter Senhor de Cervantes!

Mit Ihnen habe ich keinerlei Mitleid! Sie haben weiter unten dem Winter gehuldigt, ja ihn sogar vergöttert! Sie sind bestimmt einer jener zu verwünschenden Missetäter, die heute freudestrahlend beim Blick aus dem Fenster "ui es schneit!" ausgerufen haben!

Bis beide Ohren im Schnee versinken sollen Sie!

mit erzürrnten Grüßen
Lila Elefant

Miguel de Cervantes hat gesagt…

Sehr verehrte Senhora Elefant!

Ihre Mitleidslosigkeit meinen Fernwehgelüsten gegenüber stimmen mich traurig. Ja, ich huldige dem Winter wie die Hebräer einst dem goldenen Kalb, ja, auch "voi kuhl, es schneit" befindet sich in meinem Vokabular... was jedoch nichts, gar nichts und überhaupt nichts an der Tatsache ändert, dass mir ein Urlaub mit Meer und fremden Kulturen wesentlich mehr zusagen würde.

Nichtsdestotrotz werde ich nun einen tollen Schneemann bauen und mich dabei vollkommen mit Schnee einsauen.

Mit verstörten Grüßen

Miguel de Cervantes

Anonym hat gesagt…

Sehen Sie Senhor de Cervantes, genau dieses kleine Detail unterscheidet uns. Sie träumen vom URLAUB am Meer, ich vom LEBEN. und davon eines Tages allen Schnee dieser Welt schmelzen lassen zu können. Wenn mir das im richtigen Leben wohl kaum gelingen wird, so bringt es mir vielleicht eine Hauptrolle im nächsten Batman-Streifen ein, braucht ein Mr. Freeze doch wohl als Gegenpol eine Ms. Burn, wobei ich persönlich um nicht ständig mit einem Mister Burns verwechselt zu werden, dann doch eher Senhora Queima (oder so ähnlich) bevorzugen würde.

Aber sollten Sie mal wieder auf der Suche nach fremden Kulturen sein, so gehen Sie doch mal wieder Skifahren, denn Skilehrer sind doch stets eine Klasse für sich. Stets dazu gut den eigenen Intelligenzquotienten (hoch höher) zu kaschieren. Aber das ist bei Sportlern ja im Grunde sowieso meist der Fall.

Erwähnt werden muss hier allerdings noch, dass ich den Ausspruch "voi cool, es schneit" hochgradig tautologisch finde, denn erster Begriff zielt bereits darauf ab, tiefe Temperaturen anzudeuten, was letzterer ja sowieso impliziert. Und was ersterer Begriff noch konnotiert, kann von mir sowieso bloß als Ironie abgetan werden. Eine linguistisch wie allgemeinwissenschaftlich also sehr bedenkliche Phrase...

In diesem Sinne: Passen Sie also auf Ihren Schneemann auf!

mit versönlicheren Grüßen
Lila Elefant

Miguel de Cervantes hat gesagt…

Oh mein Jah!

Ich mache ja nichts anderes mehr. Seit mein Schneemann steht (verblüffende Ähnlichkeit mi Bruno Kreisky) beschränken sich meine Freizeitaktivitäten fast nur darauf, denselben vor den anarchistisch, bösartigen Nachbarskindern zu beschützen. Am Fuße des Hohen Gölls treten nun mal frühpupertäre Agressionen gegenüber Schneemännern auf die sich gewaschen haben.

Da ich von Begriffen wie "tautoligsch" ungefähr genau soviel Ahnung wie von Begriffen wie "Kernreaktionen", "die Psyche der Frau" und "War against terror" habe, werde ich zu dieser Thematik nicht meinen gesalbten Senf hinzufügen. In Anbetracht ihrer augenscheinlich hohen Intelligenz gebe ich Ihnen einfach recht, und hoffe, hierbei nicht abgrundtief falsch zu liegen.

Ein Traum vom Urlaub beinhaltet natürlich auch einen Traum vom Leben. Das Leben bestimmt sich nicht von Temperatur und Tidenhub. Das Leben an sich ist losgelöst von Jahreszeiten und Breitengraden... nur ist es beizeiten einfacher, Dinge über "DAS LEBEN" zu erkennen, wenn man sich selbst einer fremdartigen Umgebung ausgesetzt fühlt (von wegen Wahrnemung und so... Aldous Huxlex und Celestini und so Zeugs halt).

Abschließend bleibt zu erwähnen: Nach halbstündiger fahrradbezogener Schlitterpartie ziehe ich mittlerweile milde Sommertemperaturen bösartigen frühwinterglatteis bei weitem vor und verwünsche mich selbst ob meines Winterverherrlichungspostings.

mit noch viel mehr versöhnlicheren Tönen

Miguel de Irgendwas