Je näher sich das Jahr Richtung Frühsommer neigt, umso häufiger werden lokale Printprodukte von Meldungen über "erfolgreiche" Maturaprojekte überschwemmt. Eines haben diese, von findigen Direktoren verfasste Pressemitteilungen, gemein. Zu einem großen Prozentanteil handelt es sich bei den "erfolgreichen" Projekten um die Gestaltung einer Website. Das war schon zu Zeiten des Platzens der Software-Blase langweilig.
Nun hat der Schreiberling nichts gegen Websites. Vielmehr noch, der Schreiberling hat eine große Vorliebe zum Verwandten der Websites, den Weblogs. Aber wird es nicht langsam langweilig, vom hundertsten "erfolgreichen" Websiteprojekt zu lesen. Und wird es den zuständigen Betreuern nicht langsam etwas peinlich, Jahr für Jahr Bestnoten für die immer gleichen Arbeiten zu vergeben?
Die Erstellung einer Website ist, dank vieler einfacher und nützlicher Programme, kein Problem. Selbst der Schreiberling, der auf gestalterische Elemente, wie man an dieser Weblog deutlich sehen kann, gerne verzichtet wäre in der Lage binnen kürzester Zeit ein solches "erfolgreiches" Projekt zu beenden. Wo bleibt denn die Herausforderung für die zukünftigen Matura-Inhaber?
Nun will ich nicht als der große Miesmacher agieren oder mit Sprücherl wie "zu meiner Zeit musste man noch etwas können" aufwarten. Aber nun ja? Betrachte ich das Projekt, welches ich mit zwei KollegInnen durchführte, so war die Herausforderung doch ungleich größer, als es ein bisschen programmieren wäre. Es handelte sich um ein Analyse nach controllerischen Gesichtspunkten und war vor allem eines: Recherchearbeit und die Anwendung von erlernten Werkzeugen - hieraus konnte gleich erpropt werden, ob die graue Theorie und das eigene Verständnis in der Praxis bestehen würde. Und auch wenn man nicht vorhat, in einem Kommunikationsberuf tätig zu sein, so ist das Erlernen von grundlegenden Recherchetechniken doch eine Fähigkeit, die in ziemlich jedem Beruf von Vorteil sein wird. Doch dazu zählt sicher nicht, sich ein paar Bilder von Google zu besorgen und sie in Templates zu integrieren.
Aber so funktioniert eben ein Bildungssystem, welches eben nicht funktioniert. Statt relevanten Aufgaben werden Placebo-Aufgaben verteilt, statt Forschung findet Placebo-Forschung statt. Wie würde es auch anders gehen, wenn die monetären Ressourcen in keinster Weise dem entsprechen, was für einen zukünftigen Vorteil des Einzelnen oder einer Volkswirtschaft erforderlich wäre?
Doch wie dem auch sei. Nicht nur der Wald bekommt Nachwuchs, wenn wir stolz auf Holz sind. Auch das Web bekommt Nachwuchs, wenn sich das Gasthaus "Zum stinkenden Igel" oder der "Naturkostladen Potenzbio" durch eine Website, erstellt von künftigen Matura-Inhabern, einer breiten Online-Öffentlichkeit präsentiert. Karl-Heinz Grasser´s Supporterklub, finanziert von der Industriellenvereinigung, hätte sich einen Haufen Geld ersparen können, wenn sie die leidige Homepage von Maturanten erstellen lassen hätten. Und die Homepage-Affäre wäre keine gewesen.
gracias por estar ahì
Miguel de Cervantes
Freitag, April 06, 2007
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