Indizes gibt es zu vielen Dingen des Lebens. Sei es zur Abschreibung von Wirtschaftsgütern, sei es bei Versicherungsprämien oder einfach zur Messung, ob man ein fetter Klops ist. In diesem Fall würde dann der BMI zur Berechnung herangezogen werden.
Und bei einer solchen Vielzahl von Indizes ist es nicht verwunderlich, dass es auch einen Index zur Messung der Verteilung von Ungleichheit gibt. Genannt wird er Ginikoeffizent oder einfach Gini-Index. Benannt ist er nach seinem italienischen Entwickler Corrado Gini. Er dient zur Darstellung von Ungleichverteilungen innerhalb einer Gesellschaft und kommt vor allem in Bereichen Wohlfahrtsökonomie zum Einsatz.
Im Index werden, durch eine mehr oder minder komplizierte Berechnungsmethode, Werte für die jeweiligen Untersuchungsgebiete, Nationen etc. erstellt. Je näher der Wert bei "1" liegt, umso geringer ist die Ungleichheit der Verteilung des Vermögens, je näher er bei "100" liegt, umso größer ist die Ungleichheit. Ich machte mir einmal die Mühe und suchte mir einige Werte zu ausgewählten Ländern.
So beträgt der Gini-Index für die USA "41". Dies bedeutet, dass das Vermögen zwar ungleich verteilt ist, jedoch noch unter dem Median liegt. Hervorragend ist das nicht, es überrascht aber auch nicht, zumal die USA eine stark individualistisch geprägt Kultur sind. Überprüfen wir die These, wonach eine individualistische Kultur gleichbedeutend mit Ungleichheit assoziiert werden kann durch ein Beispiel einer kollektivistischen Kultur. Und was erhalten wir, wenn wir die (zumindest nominell) kollektivistische Volksrepublik China betrachten? Ein Gini-Index von "44", also eine höhere Ungleichheit als bei den USA. Soviel zu Mao´s Erben und den Segnungen des dortigen Kommunismus.
Nun aber zu einem wirklich reichen Land. Jeder weiß, dass die Schweizer reich sind und auf einem Goldberg sitzen, ähnlich wie die Kobolde am Ende des Regenbogens in Irland. Doch sitzen alle Schweizer auf dem Goldberg? Gini sagt: "31". Was lernen wir hieraus? Viele Schweizer sitzen am Goldberg, manche verpassten jedoch den Gipfelaufstieg.
Nach einem reichen Land, kommt unweigerlich ein armes Land. Darf ich vorstellen: Peru, ausgestattet mit einem Gini-Index von "50", also genau den Median. Wie langweilig... da steigen die Brasilianer mit einem Index von "57" schon mehr auf den Bleifuß. Ungleich verteilt ist das Vermögen in beiden Ländern.
Es ist interessant zu erkennen, dass gerade die westlichen, individualistischen Kulturen, entgegen ihres Rufes, die Ungleichheit einigermaßen gering halten - wiewohl sie für sehr viel Ungleichheit in Entwicklungsländern, zumindest indirekt, verantwortlich sind. Und bevor ich es vergesse: Österreich erfährt der Bewertung "31", wie die Schweiz, ein Wert, der auch den Gini-Index der gesamten Europäischen Union ausmacht. Österreich ist also nicht nur im Zentrum der EU, sondern verteilt auch gleich gerecht bzw. ungerecht wie die gesamten EU-27.
Wie wichtig dieser Gini-Index nun wirklich ist, dies sei dahingestellt. Aber man sollte einmal davon gehört haben, oder?
gracias por estar ahì
Miguel de Cervantes
Donnerstag, April 05, 2007
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen