Freitag, Dezember 02, 2005

Es gibt keine Oberschicht!

Und so hatte ich das Vergnügen, bei einem, zugegenbenermaßen marketingtechnisch angehauchten, Vortrag das neueste Schichtmodell der europäischen Gesellschaft vorgestellt zu bekommen. Die besten Witze macht nicht der Satiriker oder das Leben. Die besten Witze macht die Wirtschaft.

So konnte ich hören, es würde bei uns keine richtige Unterschicht geben sondern nur so etwas wie eine Annäherung ans Existenzminimum von € 750,-- im Monat. Da wird sich die Alleinerziehende Mutter dreier Kinder aber freuen, wenn sie knapp über diesen Richtwert verdient und dadurch kein Unterschichtendasein führt. Helfen wird ihr das aber auch nichts, dividiert durch 4 ergibt nämlich der Betrag von € 750,-- nämlich genau € 187,50 - da verdiente ich als Zivi-Zwangsarbeiter sogar noch mehr.

Doch genug von Sozialkritik und dergleichen. Am witzigsten an diesem Gesellschaftsmodell (leider weiß ich den Namen nicht mehr - verdammter Alzheimer) war nämlich, dass es keine Oberschicht gibt. Das höchste sei die obere Mittelschicht. Ist ja toll, leben wir jetzt im Marxismus? Gibt es keine Androsch´s , Mautner-Markhof´s, Svarovskis´, Mateschistz´s und dergleichen Gesocks mehr? Sind die Bonzen alle weg oder noch besser, ausgestorben?

Wie gesagt, es gibt keine Oberschicht... aber ganz ehrlich, erzählt diesen Bullshit doch eurer Oma. Wer diesen Schwachsinn glaubt ist ja dümmer wie das Bundesheer, Karl-Heinz Grasser und ein Kaisersemmerl.

Und wem es interessiert, wie es wirklich, abseits von hirnrissigen Gesellschaftsmodellen, in diesem Land aussieht:

  • Die reichsten 15 Milliardäre in Österreich besitzen zusammen ein Vermögen von 32,1 Mrd. Euro, das sind um mehr als eine Milliarde mehr als im Vorjahr. Dieser Ver- mögenszuwachs entspricht den zusammengelegten Jahreseinkommen von mehr als 500.000 ArbeiterInnen.
  • Die 100 reichsten ÖsterreicherInnen sitzen auf einem (steuerbegünstigten) Vermögen von 50 Mrd. Euro. 10 Prozent der Menschen in Österreich besitzen mehr als die Hälfte des Privatvermögens, während die ärmeren 50 Prozent bescheidene 2-3 Prozent besitzen.
  • Die Einkommensschere geht immer weiter auseinander. Das Einkommen der untersten 20 Prozent (730.000 Menschen) betrug im Jahr 2002 2,1 Mrd. Euro – ein Zuwachs seit 1997 um 4,2 Prozent – während die Einkommen der obersten 1 Prozent (36.700 Menschen) 5,5 Mrd. betrug, ein Zuwachs um 18,9 Prozent!
  • Die obersten 5 Prozent beziehen ein Nettoeinkommen,das genauso groß ist wie das der unteren 45 Pro- zent.
  • Eine Vermögenssteuer gibt es in Österreich nicht. Reiche können in Österreich ihr Vermögen in Privatstiftungen bei nur 12,5 Prozent Besteuerung parken, Dividenden daraus sind selbstverständlich zinsfrei. Zwischen 25 und 60 Mrd. Euro befinden sich in 2500 Privatstiftungen.
  • Eine Million Menschen in Österreich ist von Armut bedroht. Besonders betroffen davon sind AlleinerzieherInnen (23%), Arbeitslose (23%) und alleinstehende PensionistInnen über 65 Jahre (35%).
  • In den letzten Jahren gab es einen drastischen Anstieg der “working poor”:254.000 Menschen haben trotz Arbeit nicht genug zum Leben.

gracias por estar ahì

Miguel de Cervantes

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das ist aber wiedermal sehr relevant was du so machst ;)

Miguel de Cervantes hat gesagt…

hör ich da a bissi an sakrasmus raus??? ;)